„Für Freiheit und Republik“ – Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in Hameln. Ausstellungseröffnung

Hameln, 18.03.2023: „Krieg, Gewalt und Freiheit im Spannungsfeld der Demokratie“        

Dr. Victor Svec, Vorsitzender des Kunstkreises Hameln übernahm die Begrüßung der Ehrengäste, u.a. war Bürgermeister Hans-Ulrich Peschka aus Coppenbrügge erschienen und, wie bereits bei der Ausstellungseröffnung Nr. 1 am Samstag, waren Oberbürgermeister Claudio Griese sowie der MdB Johannes Schraps mit dabei. Dazu eine Reihe Polizeibeamtinnen und Beamte aus den Dienststellen des gesamten Landkreises, Mitarbeiterinnen des Kulturbüros der Stadt, Herr Bruns vom Bibliotheksverein, Vertreter der Gewerkschaft der Polizei und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften, Mitarbeiter der Jugendanstalt Hameln, Gerhard Paschwitz von der CDU, Vertreterinnen der Grünen Stadtratsfraktion, Alexander Remmel von Dokumentations- und Lernort Bückeberg, Dr. Dirk Götting von der Forschungsstelle für Polizei- und Demokratiegeschichte der Polizeiakademie Niedersachsen, Norbert Raabe und eine Reihe weiterer Persönlichkeiten unserer Stadt.   


Die Moderation übernahm erneut Karsten Holexa vom Verein Denkanstoß Hameln, der gleich überleitete zum Einstiegssong des Folksängers Gunnar Wiegand: „Die Gedanken sind frei“


Schirmherrn Matthias Kinzel, Leiter der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden fragte die Zuhörenden in seiner Begrüßung als erstes nach ihrer Motivation, die Ausstellungseröffnung zu besuchen. „Krieg, Gewalt, Freiheit im Spannungsfeld einer Demokratie“, „#MutTutGutWBL“, „Kein Entkommen“, „Für Freiheit und Republik“ – alles Überschriften, die im Flyer zur Einladung zu lesen waren. Alles mit aktueller Berechtigung sicherlich.  Der aktuelle Bezug der Kunstausstellung zum Buch „Im Westen nichts Neues“ ist gerade durch die Oscar-Verleihung gegeben. Schwieriger sei das Thema „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Eine Organisation, dessen Existenz vielen nicht bekannt ist. Dahinter stehen Sätze wie „Demokratie braucht aktive Demokraten“. Das Reichsbanner kämpfte neun Jahre lang unter erheblichen Verlusten gegen die Feinde der Weimarer Republik. Am Ende scheiterte es.

Der Bekanntheitsgrad ist heute nicht hoch. Heute wirkt der Begriff Reichsbanner sogar wie aus der Zeit gefallen. Was aber bedeutete Symbolik von Farben und Fahnen damals für die Menschen? Fragen, auf die sich Herr Kinzel Antworten und Anregungen verspricht durch den Historiker der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Dr. Stefan Heinz, auf dessen Fachvortrag er sich sehr freue. Die Frage heute sei aber auch, wie wir heute die Feinde unserer Demokratie erkennen und welche Banner, welche Symbole benutzen diese Feinde heute? Wie ist mit den Entwicklungen heute umzugehen? Die Ausstellungen im Kunstkreis sollen hier zum Nachdenken, zum Finden guter Beispiele anregen. Das Netzwerk „Schutz der Demokratie und ihrer Akteure im Weserbergland“, welches im letzten Jahr ins Leben gerufen wurde, möge sich hier als ein positives Beispiel aktiven Handelns entwickeln. Es gelte aufzuklären, zu informieren, Rückendeckung zu geben und im Zusammenschluss einen wichtigen Bestandteil für den Fortbestand unserer Demokratie zu bilden. Liefern müssten hier alle, damit sich keiner den Gegnern der Demokratie ausgeliefert fühle.

Bevor es dann zum Fachvortrag kam, gab es zwei Liedbeiträge des Folksängers Gunnar Wiegand als Einstimmung:

„Weihnacht in den Gräben“ als eigene Übersetzung von „Christmas in the Trenches“ . Im Original geschrieben von John McCutcheon.


„Mein Vater wird gesucht“. Text 1934 von Hans Dracht, Musik Gerda Kohlmey 1935, entstanden im Exil  aus der Zeit der Nationalsozialistischen Diktatur.


Als nächstes erläuterte Dr. Heinze in einem gut 50-minütigen Vortrag mit vielen Bildern die Geschichte der Verteidigung von Freiheit und Republik durch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold von den Anfängen 1924 bis zum Scheitern dann im Jahre 1933.

Wichtig war ihm, das Reichsbanner und die Menschen, die sich damals einsetzten, wieder in Erinnerung zu rufen. Die Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand soll Vielfalt und Breite des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten zeigen und würdigen. Das reduziert sich in den Ausstellungen in Berlin nicht auf das bekannte, gescheiterte Attentat am 20. Juli im engen militärischen Kreis. Zum Widerstand gegen Hitler gehören auch die Arbeiterbewegung, die Gewerkschaften, die Kommunisten, die Sozialdemokraten und eine Reihe andere Gruppen. Wichtig sei der Gedenkstätte, die Vielfalt des Widerstandes aufzuzeigen. Was wichtig sei, ist, dass die NS-Diktatur nicht über Nacht kam, nicht einfach vom Himmel fiel. Die Weimarer Demokratie wurde in einem längeren Prozess zurückgedrängt, insbesondere ab dem Jahr 1930. Der Gedenkstätte sei die Vorgeschichte in der Weimarer Republik wichtig, die Verteidigung der Republik, das Zurwehrsetzen gegen den Aufstieg der Nationalsozialisten.

Im Folgenden zeichnete Dr. Heinz sehr anschaulich den Weg vom Verfall der Demokratie hin zum Schrecken der NS-Diktatur nach. Der Beitrag des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold war Leitthema des Vortrags, der die geschichtlichen Ereignisse anschaulich in Erinnerung rief.

Im Jahr 1933, so endete der Vortrag, unterlag das Reichsbanner der brachialen NS-Gewalt  und war eine gescheiterte Organisation. Wichtig sei der GDW in der Ausstellung zu zeigen, dass viele nicht bereit waren, sich dem NS-Staat einfach unterzuordnen. Bekannte Menschen wie Kurt Schumacher oder Theodor Heuß, die die Nachkriegsordnung dann aktuell mitgestalteten, waren in der Weimarer Republik im Reichsbanner aktiv gewesen. Ihre Geschichte und mancher bekannte Name sei in der Ausstellung zu finden.


Fazit von Dr. Heinz zu den Prinzipien des Reichsbanners: Ein Staat muss seinen Bürgern ein gewisses Maß an Schutz bieten, z.B. durch Polizei, mit einem Rahmen, der dann auch anerkannt werden muss. Dazu gehört aber genauso sozialer Schutz. Ferner muss die demokratische Gestaltung des Staates gestaltet sein durch viele. Viele, die durch Teilhabe Verantwortung übernehmen.  Dieses sei Notwendigkeit für eine soziale, aber auch wehrhaften Demokratie, mit der sich die Menschen identifizieren. Dafür zu werben ist das Anliegen des Reichsbanners auch nach 1945, welches sich als Verband 1953 wieder gründete. Der Vortrag von Dr. Heinz wurde von den Anwesenden mit starkem Beifall bedacht. Im Anschluss gab es die Möglichkeit beide Ausstellungen im Kunstkreis in Ruhe zu besichtigen. Medienvertreter waren nicht erschienen.

v.l.n.r: Gunnar Wiegand, Matthias Kinzel, Dr. Stefan Heinz, Ralf Hermes, Karsten Holexa
(Foto: M. Wörner)

Bilderfilm und Impressionen der Eröffnung:

Alle aktuellen Informationen zum Projekt finden Sie auf der Internetseite

https://denkanstoss-hameln.de/muttutgutwbl

Herral, 18.03.2023


Bericht als PDF:

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