Hameln, 12.03.2023: Eröffnung der Ausstellung „Im Westen nichts Neues“ am 11. März 2023, 17.00 Uhr, Kunstkreis Hameln. „Im Westen nichts Neues, im Kunstkreis schon!“ So paraphrasierte Dr. Victor Svec, Vorsitzender des Kunstkreises Hameln und begrüßte dann den Künstler Peter Eickmeyer, Oberbürgermeister Claudio Griese, Dr. Jürgensen als Leiter des Friedenszentrums Osnabrück und Polizeiinspektionsleiter Matthias Kinzel stellvertretend für alle Mitorganisierenden. Aus der Politik war MdB Johannes Schraps und einige Vertreter aus Stadt- und Kreistag mit dabei. Insgesamt waren rund 70 Menschen zur Ausstellungseröffnung erschienen.
Schirmherrn Claudio Griese als Oberhaupt der Stadt wurde vom Moderator die Einstiegsfrage gestellt: „Was macht der Krieg persönlich mit dir?“ – Herr Griese verwies auf die frühlingshaften Sonnenstrahlen, das friedliche Winterwetter draußen und dass es sich dennoch nicht in Ordnung, sondern irgendwie schwierig anfühle. Trotz seines Grundoptimismus machten ihm die gesellschaftlichen Veränderungen Sorgen. Die Entspanntheit der vergangenen Jahre müsse neu justiert werden. Claudio Griese erinnerte an die Ausstellung 2020 im Kunstkreis über die Polizei in der Weimarer Republik und an die Frage, was wir daraus bis heute für Erfahrungen sammeln konnten. Die Überschrift heute, „Krieg, Gewalt, Freiheit im Spannungsfeld der Demokratie“, sei aktueller denn je. Die Remarque Ausstellung erinnere an die Gräuel des Krieges vor mehr als 100 Jahren, die sich jetzt nur etwa 1.000 km entfernt ähnlich wiederholten.
Herr Griese knüpfte aber auch den Zusammenhang zur zweiten Ausstellung im Kunstkreis. Das Reichsbanner, welches als Gegenorganisation der SA und des Rotfrontkämpferbundes für die politische Mitte der Republik stand. Eine Organisation, die die gemeinsamen Werte, welche uns auch heute als Demokraten verbinden, vertrat.
In der Weimarer Republik habe die „Neue Sachlichkeit“ einen Stellenwert gehabt. Diese wollte eine Darstellung der Realität, weg von dem Instrumentalisieren der Menschen, dem Manipulieren von Themen. Zählen sollten die reinen Fakten. Heute haben wir mit Fake News und „Alternativen Fakten“ erneut einen Bedarf an Sachlichkeit, auch mit Blick auf die Ukraine. Hameln habe rund 1.000 Menschen derzeit aufgenommen. Hier sei eine politische und friedenstechnische Positionierung wichtig. Es gebe derzeit keine Alternative zu dem Weg zu versuchen, die Ukraine zu stabilisieren. Wir würden als Deutschland dazu selber unseren Beitrag leisten müssen.
Sechs Wochen sei die Ausstellung jetzt im Kunstkreis zu sehen. Er verbinde das mit der Hoffnung, dass möglichst viele Menschen kommen, um sich inspirieren zu lassen und vor allem aber, auch sich politisch mit den Themen auseinanderzusetzen. Geschichte sei sehr real, das sei ihm beim Betrachten der Bilder deutlich geworden, wenn er diese mit den Bildern der aktuellen Nachrichten vergleiche.
Sein ausdrücklicher Dank gelte all denjenigen, die heute gekommen seien und er wünsche sich eine gute Kommunikation über Politik, Gesellschaft und Frieden in den kommenden Wochen. Es bleibe viel zu tun, die Ausstellung sei ein Beitrag, da Inspiration zu geben.
Im Kern aber sei er optimistisch, wir hätten nicht nur als Deutschland, sondern insbesondere auch in Europa viel geschafft.
Karsten Holexa leitete dann über auf den neuen Leiter des Erich-Maria-Remarque Friedenszentrum, Dr. Sven Jürgensen über, der aus Melle heute angereist war.
Dieser nahm Bezug auf seinen ehemaligen Chef Boris Pistorius, der sich damals als Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück wohl nie hätte vorstellen können, heute Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland zu sein. Herr Dr. Jürgensen habe vor 40 Jahren den Kriegsdienst verweigert. Er sei heute froh, jetzt mit 61 Jahren diese Frage nicht mehr beantworten zu müssen. Das Friedenszentrum Osnabrück habe sich, wie der Autor Remarque, dem Humanismus verschrieben. Daher beteilige es sich an Kampagnen z.B. gegen die Todesstrafe und versuche durch Arbeit mit Schülerinnen und Schülern Bildungsarbeit zu leisten. Der Krieg sei plötzlich wieder so nah. Die grausamen Szenen aus dem Buch fänden sich aktuell auch in dem oscarnominierten neuen Kinofilm. Die Graphic Novel von Peter Eickmeyer und Gaby von Borstel zeige die Kriegsbilder mit einer ganz speziellen und anderen, tiefgreifenden Dramatik.
Karsten Holexa stellte dann die Vita des Künstlers Peter Eickmeyer, der mit Büchern über den „zweiten Mann“ und einer Graphic Novel über die Flüchtlingslage weitere spannende Werke veröffentlicht hat. Vom Kinderbuch bis zum aktuell neuen Buch über Heinrich Heine seien beeindruckende Werke entstanden.
Herr Eickmeyer erläuterte im Folgenden das Entstehen des Werkes. Zu Anfang mussten in Amerika die Lizenzrechte erworben werden, die erforderlich waren, um gut 60 % der Original Remarque Texte des Buches zu verwenden. Die Praxis des Künstlerpaares im Ringen um Verbindung von Text und Bild wie auch die sehr wichtigen Recherchen vor Ort wurden dargestellt. Bedrückend sei es gewesen, an den historischen Kriegsschauplätzen, die auch heute noch die Spuren des ersten Weltkrieges zeigten, sich einen authentischen Eindruck zu vermitteln.
Gezeichnet habe er meistens in Guasch, kombiniert mit Tusche. Ganz bewusst habe er erdige, dreckige Farbe verwendet. Das Wühlen im Dreck der Schützengräben habe bei Remarque eine besondere Rolle gespielt. Die Umsetzung sei anders als es in traditionellen Comics üblich sei. Das Buch sei in den letzten Jahren sehr erfolgreich geworden. Mittlerweile sei es in der 7 Auflage, aktuell mit einem neuen Titelbild verfügbar. Das neue Cover zeigt die Szene, vor der der Regisseur des aktuellen Filmes zurückgeschreckt habe. Es sei die Szene mit den schreienden Pferden, die er als Kombination mit Picassos Bild über Guernica geschaffen habe.
Auf die Frage von Hagen Langosch machte Herr Eickmeyer dann noch Aussagen zu den Gefühlen, die entstehen, wenn er solch teils schreckliche Bilder zeichne. Peter Eickmeyer antwortet, dass beim Lesen des Buches sofort solche Bilder im Kopf entstehen. Als er mit den Zeichnungen fertig gewesen sei, habe er die nächsten zwei Wochen ausschließlich Blumenbilder gemalt, um hier Abstand zu bekommen.
Karsten Holexa beendete dann mit Hinweis auf die nächsten Veranstaltungen und dem Dank an die Sponsoren, die das Projekt ermöglichten. Dieses waren der Landschaftsverband Hameln-Pyrmont, der Landesverband Hamburg des heutigen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V., das Kulturbüro der Stadt Hameln und Gewerkschaften, Vereine und Menschen aus der Region.
Alle Besuchenden nutzten anschließend die Möglichkeit in Ruhe die Bilder zu betrachten und zu besprechen.
Der Künstler signierte die Bücher, die am Verkaufstisch im Kunstkreis erworben werden konnten. Sämtliche verfügbaren Exemplare waren bald vergriffen.
radio-aktiv Bericht zur Veranstaltung:
Ralf Hermes
Alle aktuellen Informationen zum Projekt finden Sie auf der Internetseite
Herral, 12.03.2023
Bericht als PDF: