Der steinige Weg vom Gesundheitswesen zum Gesundheitsmarkt!

Hameln, 10.03.2023: Gast-Kommentar von Günter Bialkowski zum DEWEZET Beitrag vom 06.03.2023 „Der steinige Weg von der Gesundheitspflege zum Gesundheitsmarkt!“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

zweifellos hat unser deutscher Gesundheitsmarkt Potenzial. Aber er ist teuer! Zu teuer für immer mehr Menschen. Ganze Bevölkerungsgruppen sehen sich als Verlierer dieses Systems! Auch bei uns, im beschaulichen Hameln! Wie geht unsere Heimatzeitung mit der rasanten Entwicklung vom Gesundheitswesen früherer Tage zum Gesundheitsmarkt der Gegenwart um?


Der lokale Teil der DEWEZET, das Herzstück jeder Tageszeitung, überraschte am 06. 03.23 seine Leser und Leserinnen mit der Schlagzeile „Deutlicher Vertrauensverlust“ genau zu diesem Thema! Die Journalistin beschäftigte sich in einer nicht repräsentativen Montagsumfrage mit dem Zustand der medizinischen Versorgung der Bevölkerung vor Ort. In Zeiten innerer Nöte und Teuerungen registrieren Bürger mit besonderem Interesse, was ihre Tageszeitung zu sagen hat, wie nah oder fern sie zu den Sorgen der Betroffenen steht. Wer aber scharfe Töne in die eine oder andere Richtung erwartet hatte, der wurde enttäuscht. So gut wie nie spricht Sie vom medizinischen Gesundheitsmarkt, obwohl sich das Verhältnis Arzt-Patient längst marktüblich in das Geschäftsmodell Arzt-Kunde verändert hat! Diese Negierung spiegelt nicht das reale Empfinden wieder!

Weiter berichtet sie, wie und in welcher Gewichtung die Menschen bei dieser Umfrage Sorgen, Nöte und Bedürfnisse durch Sterne-Zumessung mitteilen konnten. Aus Zeit- und Platz-Ersparnisgründen empfehle ich interessierten Lesern, wenn möglich, den ganzen Beitrag noch einmal zu lesen. Interessant ihr WHO-Vergleich, für jedermann erkennbar, wo unser Gesundheitssystem heute steht. Vor 30 Jahren lagen wir an 8. Stelle im Weltvergleich, im Jahr 2021 rangieren wir irgendwo an 20. bis 30. Stelle! Was hat diesen Qualitätsabsturz herbeigeführt? Wie krank ist unser Gesundheitssystem wirklich? Diese Fragen müssten eigentlich alle am Gesundheitsmarkt Leidenden aber auch kräftig verdienende Institutionen und Funktionäre beschäftigen! Ist unser Gesundheitsmarkt inzwischen zu einem Bürokratie-Sumpf verkommen, wie Kritiker behaupten? Genügt es, wenn die Heimatzeitung eine gelungene Schlagzeile heraus bringt mit der alle gut leben können, aber sonst nichts passiert? Es keine weiter führende Reflexion, keine Kritik, an wem auch immer gibt!

Wo bleibt andererseits das Bauchgefühl der Redakteure, liebe Leserinnen und Leser, welches ihnen sonst erlaubt die Erwartungshaltung bestimmter Gruppen subjektiv zu erkennen und wie wir es aus Kommentaren her gewohnt sind? Mir scheint hier hat die Journalistin etwas übersehen. Etwas sehr wichtiges, was politisch und volkswirtschaftlich von großer Bedeutung sein könnte: Zur Wahrheit guter journalistischer Arbeit gehört heute die Erkenntnis, dass an der Basis nicht wenige, die in den 1990er Jahren breit angelegte Privatisierungswelle für die heutigen Verteuerungen in der Kranken-Absicherung verantwortlich machen! Leidet unser Gesundheitsmarkt vielleicht deshalb an Über-Ökonomisierung? Und ist die Gier nach immer mehr bis in die höchsten medizinischen Eliten vorgedrungen? Und ist deshalb die heutige Organisationsform unseres Gesundheitssystem, wie andere Kritiker meinen, nicht mehr zu halten? Da inzwischen für jedermann sichtbar nur noch kapitalbasierte Strategien und Modelle funktionieren, und jede Menge kleinere und mittlere Machtzentren im Gesundheitsmarkt um Anteile und Pfründe kämpfen! Ja, sich sogar gegenseitig bekämpfen und damit auch das mentale und emotionale Klima in der Gesellschaft schädigen!

Es scheint, wir stehen bei allen anderen Krisen die uns sonst noch bedrücken, in der Gesundheitsvorsorge, vor großen Problemen! Die Bevölkerung erhofft sich von Berlin endlich mutige Lösungsmodelle! Und, sie sollten schnell kommen, bevor Populisten mit einfachen Parolen die Systemfrage stellen! Unsere Medien sind gefordert, sich nicht nur mit Umfragen aus der Verantwortung zu stehlen, hier muß ein ehrlicher Diskurs angestoßen und ausgehalten werden. Sonst steht es schlecht um unseren inneren Frieden!

Günter Bialkowski


Der Gastbeitrag bezieht sich auf folgenden (kostenpflichtigen) Beitrag der DWEZET:

https://www.dewezet.de/region/hameln_artikel,-dewezetmontagsfrage-nur-drei-von-fuenf-sternen-fuer-medizinische-versorgung-_arid,2793167.html


Anmerkung: Unter der Rubrik „Gastbeitrag“ veröffentliche ich Leserzuschriften. Die Inhalte müssen nicht automatisch meiner eigenen Meinung entsprechen. Ich halte die veröffentlichte Beiträge aber für lesens-/ nachdenkenswert. Für eine Diskussionen kann die Kommentarfunktion genutzt werden.

herral, 10.03.2023

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