Hameln, 28.07.2023 (eingesendet): Über Meinungsvergiftung. Eine Antwort auf einen Leserbrief in der DEWEZET vom 28.07.2023: „Die Menschen haben die Nase voll“:
Wenn einem Redakteur die rot-grüne Politik in Berlin nicht gefällt, dann schreibt er einen Artikel. Und wenn auf diesen „wunderbaren“ Beitrag bisher nur ein Leser „erfreut“ antwortet, was sagt dies über den Verfasser des Artikels und über die Zeitung aus? Bei der Beantwortung dieser Frage liebe Leser und Leserinnen können sie sich Zeit lassen! Ich beschäftige mich derweil mit dem Hauptvorwurf des am 15.07. in der Dewezet veröffentlichten Artikels "Das falsche Leben" - als auch mit den Argumenten die heutzutage im Umlauf gegen die Ampel-Regierung in Berlin gestreut werden. (Leserbrief vom 28.07). Es heißt: „die rot-grün-gelbe Bundesregierung, vergifte das Klima in der Bundesrepublik Deutschland“. Diese Meinung kann man vertreten, ist durch GG, Art. V Meinungsfreiheit gedeckt! Ob dies auch der Wahrheit entspricht, ist eine andere Frage, denn es handelt sich ja um eine subjektive Meinung! Auch die Feststellung des Zeitungs-Kommentators wir befänden uns in einem „Kulturkampf“ (welch historisch aufgeladenes Wort) ist zunächst einmal nur die Privatmeinung des Journalisten. Für mich ist das einfach nur Cocolores! Doch als Leser und Leserinnen sollten wir einen Augenblick bei den Wirkungen verweilen, die solcherart Artikel bei einigen Zeitgenossen auslösen können! In diesem konkreten Fall wird jedenfalls viel Polemik als Mehrwert angeführt: „stramme und gut gebildete SPD-Wähler / den Ignoranten um die Grünen / Fachfremden und Studienabbrechern„ usw. Und wenn letztendlich Journalisten (wie hier geschehen) in diesem Meinungswettbewerb den Begriff „Nanny-Staat“, damit den US-ultraliberalen Rechten-Sprech benutzen, dann zeigt auch dies, wie unsere Tageszeitung Dewezet politische Stimmung in eine bestimmte Richtung pflegt oder gar vorbereitet. Mein demokratisches Verständnis sagt mir, dass dieser Vorgang, inklusive Leserbeitrag kein Highlight journalistischer Recherche- oder Informations-Arbeit war. Auch sieht Neutralität anders aus! Und was den Umgang und die Aufgeregtheiten mit der AfD betrifft, so empfiehlt der amtierende Bundeskanzler zur Gelassenheit: rechte Strömungen, ja rechte Parteien gab und gibt es immer wieder, sie kommen und gehen. Und bis zur nächsten Bundestagswahl wird sich das aufgeheizte gesellschaftliche Klima wieder beruhigen, so seine Botschaft. Aufgeregte Journalisten sollten auf ihn hören! Zumal aus Forschung und Lehre ähnlich besonnene Signale kommen: Unsere Demokratie muß die AfD aushalten! Das finde auch ich, dies gilt sowohl für den Oppositionsführer Hr. Merz als auch für ungeduldige Journalisten. Zwar befinden wir uns in einer ziemlich gespaltenen Gesellschaft, aber weder in einer Wirtschaftskrise noch in unumkehrbaren schweren sozialen Verwerfungen ala Weimarer-Republik! Unsere Gesamtsituation ist trotz aktueller Krisen immer noch ziemlich stabil! Geben wir der Ampel in Berlin die Zeit, die sie für die Erneuerung unsere Demokratie, den Umbau unserer Wirtschaft und der Modernisierung unseres Landes braucht. Und bedenken wir, dass sich z.Z. so viel Reformbedarf angehäuft hat hängt auch mit dem Reformversagen und der Tatenlosigkeit der „ewigen“ Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen. Damit sage ich nicht, dass sie an allem schuld sei. Aber auch hier irritiert und verunsichert das totale Verschweigen dieser Tatsachen durch einen großen Teil unserer Medien, viele ganz normale Menschen! Günter Bialkowski