Hameln, 25.01.2024: Am 23.01.2024 erreichte mich der folgende Gastbeitrag von Günter Bialkowski
Ja recht hat er, der neue Chefredakteur Thomas Thimm. Die Zeitungsmenschen sind schon etwas sehr speziell. Vor allem sind sie auch etwas geschichtsvergessen. Heute fühlt sich Hr. Thimm „dem Pressekodex, der journalistischen Sorgfaltspflicht und unseren Lesern verpflichtet“. Doch wie war das vor gut 20 Jahren als die DWZ unter der speziellen Leitung des damaligen Chefredakteurs Dr. Hermann A. Griesser ein Mensch mit „klaren Vorstellungen, Überzeugungen und Prinzipientreue“ die Geschicke der Zeitung prägte? Ich erinnere, dass ich damals wie nicht wenige Leser und Leserinnen die Zeitung manchmal mit einem unwohlen Gefühl beiseite legte, weil das von ihm Geschriebene so ganz und gar nicht die Lesermeinung widerspiegelte!
Vielleicht möchte Hr. Thimm mit seiner Neuschöpfung „Tacheles“ auch an die beliebte Serie „Meine Woche“ seines ehemaliegen Chefs anknüpfen. Wo dieser vor allem die Lokalpolitik einem wöchentliche Rückblick unterzog, mit Begegnungen, Erlebnissen, Persönlichem, Trends und auch machen philosophischen Einschüben Marke Eigenbau anreicherte. In einem Nachruf vom 13.10.2021 schreibt der Journalist Peter Richard „der Chefredakteur war ein Mensch der genau wußte, was er wollte.“ Etwas später „Seine Leitartikel“ waren nie sowohl als auch – formulierten jeweils eine klare Meinung.“ Ja- so waren damals die Zeiten! Wer sie erlebt hat, weiss auch, dass Hr. Dr. Griesser von großem Selbstwertgefühl getrieben die öffentliche Anerkennung wichtig war! Genugtuung und Freude bereitete ihm, wenn er in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zitiert wurde, – Peter Richards.
Wem Hr. Thimm mit seiner „Post aus der Redaktion“ sich nun seinerseits wirklich verpflichtet fühlt, wird sich hoffentlich bald heraus stellen. Der Leser, die Leserin darf gespannt sein. Bisherige Module wie das wöchentliche Lesertelefon und das Kümmerer-Portal der Dewezet scheinen die Bedürfnisse der Leserschaft von heute nicht wirklich zu erfassen! Das zeigen letztendlich auch Studien über das große Interesse vieler vor allem junger Menschen an den sozialen Plattformen im Internet. Ein Hinweis auf mögliches Fehlverhalten der DWZ-Redaktion darf an dieser Stelle nicht fehlen. Der Umgang der Heimatzeitung mit den aktiven Lesern in der Vergangenheit war und ist bis heute suboptimal. Mit immer weiteren Vorgaben kann man natürlich Druck auf selbst schreibende Leser ausüben und das Problem in gewisser Weise kanalisieren. Hr. Thimm sollte m.E. bei der heutigen sehr veränderten gesellschaftlichen Lage lieber einen anderen Weg einschlagen. In einer mündiger werdenden Gesellschaft, in der die Individualität und Mündigkeit der Leser auch von ihm immer gleich mit einzupreisen ist, sollte seine Heimatzeitung Räume schaffen, in denen Leser auch komplizierte und vielschichtige Themen beschreiben und veröffentlichen können. Die Zeiten in denen Leitartikel und Kommentare zur Orientierung für den Leser wichtig waren gehören langsam aber immer sicherer der Vergangenheit an!
Und was für Hr. Dr. Griesser einst wichtig war, überall seine persönliche Meinung einfließen zu lassen, möchten Leserbrief-Autoren von ihrer Heimatzeitung auch heute gesichert und gewährleistet sehen! Nicht mehr und nicht weniger wünschenswert wäre auch gerade in der heutigen sprachlosen Zeit, wo kaum eine gesellschaftliche Gruppe mehr mit der anderen spricht und kommuniziert, dass die DWZ in ihrem Leserforum wieder durch Gegenantworten unter Beachtung der Political Correctness den gesellschaftlichen Diskurs fördert. Eine Tageszeitung hat auf dem heimatlichen Markt, zumal wenn sie keinen direkten Konkurrenten neben sich hat, neben der GG Informationsverpflichtung etc. auch die Vielfalt der Meinungen der Menschen vor Ort zuzulassen und zu befördern. Wie könnte das lokal und global besser geschehen – keine Frage: Die Rede und Gegenrede im DWZ-Leserforum sollte analog und digital von Hr. Thimm umgehend wieder eingeführt werden.
Günter Bialkowski