Hameln, 08.03.2024: Gastbeitrag von Günter Bialkowski als Leserbetrachtung.
Eine Leserbetrachtung!
Jeder weiss es, Tageszeitungen wackeln, befinden sich im Wandel, auf dem Rückzug – gar in die Insolvenz? Nicht wenige Verleger haben diese Entwicklung verschlafen, kämpfen heute z.T. mit dem vollständigen Aus! Die Gründe dafür sind vielfältig. Zeit – sich Gedanken über die Tageszeitung vor Ort zu machen.
Bei meiner Betrachtung der DWZ stehen drei Akteure im Mittelpunkt: Die Redakteure, die Leser und die Leserbrief-Schreiber. Alle drei spielen für die Orientierung der Leser eine Rolle, wenn auch eine unterschiedliche. Mancher Leser fragt sich, wer wählt bei der DWZ eigentlich die Themen aus? Gibt es ein Selektionsverfahren, sind es Produktionszwänge, entscheiden die Überzeugungen der Journalisten, letztlich der Chefredakteur? Etwas mehr Transparenz wäre hier angebracht. Wie auch in der Frage nach dem Stellenwert von überregionalen und lokalen Inhalten.
Als ehemaliger Leserbriefschreiber frage ich mich manchmal, gibt es bei Redakteuren und Journalisten ein falsches Bewußtsein gegenüber ihren Lesern, noch konkreter gegenüber den Leserbrief-Autoren? Warum gibt es keine Leserbefragungen an Stelle von Hörertelefon? Keine offene Redaktion, bei der Leser auf Augenhöhe an der gesamten Berichterstattung des lokalen Teils mitwirken können. Gleiches könnte für Leserbrief-Autoren gelten. Mit Sicherheit ließe sich die Kundenbindung steigern, wenn durch Quali-Wettbewerbe Leser und Leserinnen Kommentare schreiben würden.
Dass sich die DWZ-Redaktion Gedanken um ihre Zukunft macht, kann man an der Neueinführung des „Tacheles-Formates“ festmachen. Gibt es vielleicht so etwas wie den „missachteten Leser“? Jedenfalls scheint das Leserverhalten noch nicht umfassend genug erforscht, wie auch das Verhältnis der Redaktionen zu den Leserbrief-Autoren. Zeitungen handeln hier durchaus unterschiedlich. Es gibt Zeitungen, die kommen mit maximal drei Vorgaben aus.
Dass größte Problem heutiger Tageszeitungen ist jedoch die Schrumpfung der Presse- Vielfalt, damit auch der politischen Ausrichtung etc.. Der Konzentrationsprozess ist dafür verantwortlich, dies hat ökonomische Gründe, ist wohl auch nicht mehr rückgängig zu machen. Leider sind durch diesen Prozess schon manche Heimatzeitungen verloren gegangen. Für die Region Hameln und Umgebung ergibt sich zusätzlich die Situation, dass die DWZ eine Monopol-Stellung in ihrem Verbreitungsgebiet einnimmt. Dies macht sich in der Wahrnehmung der Leser und Bürger bemerkbar, die zwar im ländlichen Raum aber dennoch in einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft leben. Eine breitere Meinungsvielfalt erscheint deshalb hier noch dringender erwünscht! Die DWZ versucht mit einem Informations- und Kommentar-Spagat im Tagesgeschäft analog und digital dagegen zu halten. Mit welchem Erfolg? Ich weiss es nicht, die Leser wissen es nicht. Der Markt wird es wissen.
Am Ende eine Fragestellung die jeder Leser*Leserin für sich beantworten kann. Würden Sie etwas vermissen, wenn es die DWZ nicht mehr gäbe? Wie auch immer die Antworten ausfallen, es scheint, regionale und lokale Tageszeitungen werden immer noch am meisten gelesen. Allerdings von einem älteren Publikum, sie sind z.Z. noch kein Nischenprodukt, sie vermitteln bei einer gut gemachten Heimatzeitung das Gefühl von Heimat und Vertrauen (kaum Fake-News) und gelten deshalb zu recht als besonders glaubwürdig.
Günter Bialkowski