Eigener Kommentar: „erwarten/fordern/verlangen“- Tacheles-Wörter- „… wir stehen nicht den Politikern zur Verfügung, deren Positionen zu verbreiten.“

Hameln, 16.03.2024: „Tacheles“ Beitrag von Hamelns DEWEZET Chefredakteur Thomas Thimm vom 03.03.2024:

„Zur EU-Wahl fragen wir Leser, nicht Politiker“ … „wir werden vielmehr unsere Leser zu Wort kommen lassen, was sie von Brüssel erwarten, was sie von der EU fordern, was sie von den Kandidaten verlangen: …“

Damit gibt der Chefredakteur Neuigkeiten zur Berichtsplanung der Zeitung zur Europawahl bekannt, die teils gar nicht so neu sind.


Auszug aus dem zweiten Tacheles Newsletter – Post aus der DEWEZET Chefredaktion.

Quelle:

https://www.dewezet.de/lokales/hameln-pyrmont/krieg-und-wahlen-in-diesem-jahr-kann-ziemlich-viel-ziemlich-schiefgehen-3FJQDLUFJZFPHE3DGB67HJCSTU.html


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Kommentar:

Zunächst einmal finde ich die gewählte Sprache befremdlich. „… wir stehen nicht den Politikern zur Verfügung, deren Positionen zu verbreiten.“ Diese Wörter sind nicht nur eine Ausgrenzung der Politik. Die Kombination mit den Formulierungen „erwarten/fordern/verlangen“ bei der Anhörung der „Leser“ geht für mich unterschwellig in Richtung Rechtsaußen: Unabhängig davon aber hört es sich überheblich und arrogant an. Journalismus von oben herab.

Eine leider schon eingeschlichene Praxis vergangener Jahre beschreibt der Satz „Wir werden in aller Regel nicht über Wahlkampfveranstaltungen berichten“. Dahinter verbirgt sich die alleinige Themensetzung durch die Chefredaktion. Diese Praxis bedeutet die Ausgrenzung der Vereine und Verbände, die mit ihren Kandidatenbefragungen politische Bildungsarbeit leisten. Kennen wir manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger von einigen der letzten Wahlen.

Zukunftsmotto: DEWEZET only? Das hat auch was mit Macht zu tun. Zudem spart diese Strategie der Redaktion die zeitaufwändige Besetzung von Terminen in den Abendstunden, wie auch die anspruchsvolle journalistische Fazit-Arbeit. Wiederzugeben, was andere gesagt haben, ist gerade bei politischen Fachthemen nicht einfach.

Ist aber gerade solches nicht ureigene Aufgabe von Qualitätsjournalismus? StaatsbürgerInnen (dazu zählen auch Chefredaktionen mit dem Anspruch 4. Gewalt im Staate zu sein) haben in der Demokratie nicht nur Rechte, sie haben auch Pflichten.

Ralf Hermes


Ein Gedanke zu „Eigener Kommentar: „erwarten/fordern/verlangen“- Tacheles-Wörter- „… wir stehen nicht den Politikern zur Verfügung, deren Positionen zu verbreiten.““

  1. Wo bleibt bei dieser Prioritätensetzung die Information über die verschiedenen Positionen der Kandidat*innen?
    Bei der Beschränkung auf Lesermeinungen sehe die Gefahr des Abrutschens in die Beliebigkeit. Leser*innen dürfen erwarten, fordern, verlangen, dem müssten aber die tatsächlichen politischen Positionen der Parteien gegenübergestellt werden.
    Der Kostenaspekt wird vermutlich der Hauptgrund für die seltsam unprofessionelle Vorgehensweise der Dewezet sein, die Begründung der Chefredaktion verbrämt das nur.

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