Gastbeitrag zur AfD und zur DEWEZET: „Dagegen sein, aber wie?“

Hameln, 29.03.2024: Schon am 24.03.2024 erreichte mich folgender Beitrag von Günter Bialkowski auch mit Überlegungen zur Bahnhofsausstellung #terror1933 und der Berichterstattung darüber. Lesenswert bis zum Schluss! #dewezetkorrektiv

Liebe Leserinnen und Leser,

die Zivilgesellschaft sucht den richtigen Weg für eine angemessene Streitkultur mit der AfD und dem zerstörerisch-rechten Gedankengut. Die großen Protestveranstaltungen mit über 5 000 Teilnehmern im Bürgergarten sind schon ein paar Tage her. Dagegen sein, Position beziehen gegen rechts, gegen die AfD, geht das – ohne weiter zu polarisieren? Wie weit rechts steht die AfD im Weserbergland? In Kürze sind Europa-Wahlen und im Herbst Landtagswahlen im Osten. Zivile Akteure, wie der Verein Denkanstoß Hameln e.V. noch im Gründungsmodus, suchen nach geeigneten Formen, wie es weiter gehen kann. In den Gründungsvorsätzen finde ich neben anderem recht pragmatisch: „Schwerpunkt ist, eine Plattform zum Handeln zu schaffen und aktives Engagement zu ermöglichen.“

Und so liefern die Aktiven des Vereines auch gleich ein wirkmächtiges Beispiel, wie zivilgesellschaftliches Handeln in Hameln aussehen kann. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Extremismus Gestern Heute“ im Bahnhof Hameln boten sie höchstkompetente Fachvorträge inklusive authentische Foto- und Textmaterialien an. Unter großem öffentlichem Zuspruch referierte u.a. der niedersächsische Verfassungsschutz-Präsident Dirk Pejril im Rahmen eines Bürgerforums über das Thema „Verfassungsschutz und Rechtsextremismus in Niedersachsen. Nur eine von insgesamt fünf sehr gut besuchten Rahmenveranstaltungen.

Bei so viel Engagement und Einsatz stellt sich die Frage, sind das nicht alles Bemühungen in der eigenen Blase? Angebote an unsere demokratisch denkende Wahl-Klientel? Wie erreicht und stellt man eine „aufgemotzte“ AFD?: Studiert, gebildet, Freiberufler, Historiker, leitende Angestellte, Unternehmer mit Wirtschafts-Kompetenz, Problemlöser mit einfachen Antworten, die bereits Verästelungen bis in die Kulturszene hinein pflegen, so stellt sich die AfD selbstbewusst im Westen dar. Im Osten unserer Republik ist das Bild anders, sehen die Milieus differenzierter aus. Auch gibt es viele Menschen mit Ost-Erfahrung, die sie unseren defizitären West-Erfahrungen immer wieder gegenüberstellen. „Wir wissen ja nicht, was Kommunismus und Stalinismus ist?“, eine falsche, hybride Assoziation. Trotzdem wird sie immer wieder bemüht! Hier kann ein Teil der Sympathien für die AfD-Nähe liegen. Aber hier bei uns? Wie umgehen mit der AfD? Auseinandersetzen oder doch verbieten? Im Deutschland-Trend ist die AfD längst zur zweit stärksten Partei aufgestiegen. Die demokratische Mitte hat in ganz Deutschland mehrfach öffentlich Flagge gezeigt, sich zu tausenden für die Demokratie und gegen jedes rechte Weltbild ausgesprochen. Das öffentliche Stimmungsbild ist dennoch ziemlich diffus, schwankend und von Verunsicherung geprägt. Prof. Schröder hat sicher recht, wenn er dies auch auf das Nachlassen der Integrationskraft der demokratischen Altparteien zurückführt. Seine Analyse, dass die Skepsis gegenüber unserer Demokratie zugenommen hat, teile ich. Desillusionierend auch der Blick auf die derzeitige amerikanische Demokratie!

Deutsche Umfragen zeigen immer wieder die große Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand unserer Gesellschaft.

Dies alles spielt der AfD in die Hände. Die Ergebnisse der Politik bewirken kaum mehr Interessierte Zustimmung. Zum Teil werden positive Ergebnisse der Ampel zu wenig nach unten kommuniziert, zum Teil von Dauerstreit überlagert! Gefühlt haben viele Bürger den Eindruck, die Innenpolitik scheitert am Tagtäglichen: der Mangel an Wohnungen, die Bahn, Krankenhäuser, Straßen etc. etc. alles nicht mehr im Lot (siehe auch Prof. Schröder: Infrastruktur!). Hier zeigt unsere Demokratie Schwächen und unsere demokratischen Altparteien zu wenig Interesse am Gemeinwohl! Sie merken einfach nicht, dass die Zeiten des Parteienstreites vorbei sind!  Dazu die immer noch in den Köpfen vorhandene Ost-West-Spaltung! Mit Spannung werden von allen Seiten die Europawahlen erwartet. Die hier erzielten Ergebnisse, werden möglicherweise auf allen Seiten eine vorgezogene Inventur unserer aktuellen Demokratie notwendig machen. Der demokratische Wettbewerb könnte danach die Altparteien zu mehr gemeinsamen Handeln gegen die AfD zwingen!

Als Letztes ein Blick auf die Pressekonferenz des Vereins Denkanstoß Hameln e.V.! Sozusagen zur Nachbetrachtung über die gelungene Veranstaltungsreihe in Hameln, waren Medienvertreter, Projektpartner und interessierten Bürger eingeladen. Leider war hierzu kein Vertreter der Heimatzeitung erschienen. Als Leser der DWZ und des Hamelner Boten bedaure ich dieses Fernbleiben! Eigentlich hat die Initiative dieses Vereins jede Unterstützung verdient! Gerade die Anwesenheit eines Vertreters der örtlichen Tageszeitung hätte die Bedeutung des zivilen Engagements gegen rechts nochmals besonders hervorgehoben. Doch – beurteilen Sie selbst die dargelegte Situation. Persönlich glaube ich, die DWZ-Redaktion beherbergt in ihren Räumen immer noch Reste ihres alten Herrschaftsdenkens! Die Jahre von 1986 bis 2002 als sie als Platzhirsch der Branche hier das alleinige Sagen hatte, die Abonnentenzahlen noch relativ stabil waren und das eigene Selbstwertgefühl weit oben kreiste, sind jedoch lange vorbei.

Hallo Leute, wacht endlich auf, möchte man den Lokalredakteuren und Zeitungsschaffenden heute zurufen! Wir sind mitten in der Zeitenwende und unsere Demokratiegefährder heißen AfD, Populismus, konservativer Nationalismus und internationaler Terrorismus! Auch ihr seid Teil unserer Zivilgesellschaft, geht endlich an die Arbeit!

Günter Bialkowski

Ein Gedanke zu „Gastbeitrag zur AfD und zur DEWEZET: „Dagegen sein, aber wie?““

  1. Ganz schön dicke aufgetragen! Man kann den Bogen auch überspannen. Wer seit Jahren einen Kleinkrieg gegen die Dewezet führt, wer gemeint ist sei dahingestellt, sollte sich nicht wundern, wenn die Dewezet nicht zu einem Pressetermin erscheint. Die Lokalschmonzette ist nicht die „taz“ und hatte diesen Anspruch noch nie. Mein Vater schimpfte immer: „Das ist ein Feuerwehr-und Fußball-Vereinsorgan“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

    Die eigenen Wahrheiten werden nicht richtiger, wenn man sie gebetsmühlenartig wiederholt. Irgentwann hat man genug davon gelesen, selbst wenn es gut analysiert und vortrefflich verfasst ist. Eine Alternative für Dumme kann man größer schreiben, als sie eigentlich ist.

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