Zusammenfassung von Homepagemeldungen des Deutschen Presserates und des Landkreises Hameln-Pyrmont. Hintergrundinformationen und abschließender Kommentar.
Hameln, 30.03.2024: Auf der Homepage des Deutschen Presserates wurde am 15.03.2024 eine öffentliche Rüge zu einem DEWEZET-Artikel („Ergebnis der Montagsfrage: Mehrheit der Leser äußert Sorgen wegen mangelnder Integration“ von Thomas Thimm, 23.10.2024) veröffentlicht. Die öffentliche Rüge ist die stärkste Kritikform des Gremiums.
In der Sitzung vom 12.-14. März wurden 20 öffentliche Rügen, 25 Missbilligungen und 30 Hinweise beschlossen. 34 Beschwerden wurden als unbegründet erachtet, 6 Beschwerden waren begründet, es wurde aber auf eine Maßnahme verzichtet. Bei 13 behandelten Beschwerden handelte es sich u.a. um Wiederaufnahmen oder Einsprüche. Insgesamt behandelt wurden 128 Beschwerden.
Die DEWEZET ist wie folgt genannt.
Zitat: „Irreführende Berichterstattung über eigene Online-Umfrage
Als schweren Verstoß gegen die journalistische Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex wertete der Presserat einen Bericht der DEISTER- UND WESERZEITUNG über eine eigene Online-Umfrage. Zwar hatte die Redaktion im Artikel mitgeteilt, die Umfrage mittels Online-Umfrage-Tools sei nicht
repräsentativ. Die Überschrift „Mehrheit der Leser hat Sorgen wegen Integration“ suggerierte jedoch die Aussagekraft für die gesamte Leserschaft. Darüber hinaus stellte die Redaktion Umfragewerte zu Migrationsthemen, die sich auf Deutschland bezogen, Aussagen des Landrats zur Situation vor Ort gegenüber. Die auf dieser Basis erfolgte redaktionelle Einordnung, die Sichtweisen der Leser seien konträr zu denen des Landrats, war insofern nicht ausreichend von den zugrundeliegenden Informationen gedeckt und irreführend.
Infos über den Deutschen Presserat: „Wir treten für Pressefreiheit ein.“
Der Deutsche Presserat ist die Freiwillige Selbstkontrolle der Print- und Onlinemedien in Deutschland. Er tritt für die Einhaltung ethischer Standards und Verantwortung im Journalismus ein sowie für die Wahrung des Ansehens der Presse. Als Selbstkontrolle verteidigt der Presserat die Pressefreiheit gegen Eingriffe von außen.
Der Pressekodex ist hier zu finden: https://www.presserat.de/pressekodex.html
Die öffentliche Rüge ist die härteste Sanktion der Beschwerdeausschüsse. Sie muss von der Redaktion in einer ihrer nächsten Ausgaben veröffentlicht werden. Zum Schutz von Betroffenen kann die Rüge auch nicht-öffentlich ausgesprochen werden.
„Es entspricht fairer Berichterstattung, vom Deutschen Presserat öffentlich ausgesprochene Rügen zu veröffentlichen, insbesondere in den betroffenen Publikationsorganen bzw. Telemedien.“ (Ziffer 16 des Pressekodex)
Mit Sachstand 30.03.2024 hat die DEWEZET keine Veröffentlichung zu der erteilten Rüge vorgenommen. Datum der Veröffentlichung der Maßregelung auf der Homepage des Deutschen Presserates ist der 15.03.2024.
In der Suche-Funktion der Presserat-Homepage ergibt sich für die Deister- und Weserzeitung kein weiterer Treffer. Es dürfte sich somit um die erste, bisher einzige öffentliche Maßnahme gegen die DEWEZET handeln.
Quelle: https://www.presserat.de/
Auf der Homepage des Landkreises Hameln-Pyrmont finden sich weitergehende Informationen zu dem Vorgang.
Auszug:
„Zum Hintergrund:
Mit der Ausgabe vom 24. Oktober 2023 hat die Dewezet den Artikel mit der Überschrift „Mehrheit der Leser hat Sorgen wegen Integration – Leser sehen die Lage mehrheitlich anders als Landrat Adomat“ veröffentlicht.
Mit dieser Berichterstattung wird die Behauptung aufgestellt, die Dewezet-Leser würden das Thema „Migration in Deutschland“ gegensätzlich zum Landrat bewerten. Die Behauptung suggeriert, die Leser würden sich mehrheitlich über die Folgen der Integration Sorgen machen, während der Landrat keine „gereizte Stimmung“ wahrnehme. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Vielmehr stammt die Stellungnahme, aus der der Landrat in unprofessioneller Weise zitiert worden ist, vom 28. September 2023 und bezieht sich auf ein anderes Thema, nämlich den Verlauf der Unterbringung von Geflüchteten im Landkreis Hameln-Pyrmont – und nicht auf die in Deutschland. Zudem hat sich der Landrat zu der Umfrage vom 24. Oktober 2023 überhaupt nicht geäußert, auch nicht auf Anfrage.
Aufgrund dieser letztlich irreführend erscheinenden Darstellung wurde die Dewezet mit Schreiben vom 24. Oktober 2023 zum Abdruck einer Gegendarstellung aufgefordert.
Die Dewezet hat dazu Stellung genommen und ist im Ergebnis zu einer „nicht gegendarstellungsfähigen Meinungsäußerung“ gekommen. Gleichzeitig wurde Landrat Dirk Adomat angeboten, die Ergebnisse der Umfrage zu erörtern und entsprechend für den Landkreis einzuordnen.
Da dieses Angebot weder angemessen noch verhältnismäßig erschien und womöglich dazu gedient hätte, die bereits beanstandete Berichterstattung vom Beschwerdeführer selbst relativieren zu lassen, wurde davon kein Gebrauch gemacht.
Am 8. November 2023 wurde von hier aus schriftlich Beschwerde beim Presserat eingelegt, die mit einem Verstoß gegen die Einhaltung der Sorgfaltspflicht begründet wurde.
In seiner Sitzung vom 12. März 2024 ist der Beschwerdeausschuss des Presserates zu dem Ergebnis gekommen, dass die Beschwerde im Sinne der Beschwerdeordnung begründet ist. Der Ausschuss hat einen Verstoß gegen Ziffer 2 des Pressekodex festgestellt und gegen die Zeitung gem. § 12 Beschwerdeordnung eine öffentliche Rüge ausgesprochen.“
Quelle:
Bewertung / Kommentar / Eigene Meinung:
Für das Verständnis des Sachverhaltes sind die Gesamtzusammenhänge wichtig. Daher ein Sprung zurück in das Jahr 2020. Die DEWEZET hatte zuvor mit einer kritikwürdigen persönlichen Kampagne gegen den SPD-Landrat Tjark Bartels das gesellschaftliche Klima in unserem Landkreis stark belastet. Dennoch gelang es der SPD und ihrem Kandidaten Dirk Adomat die Wahl zum Landrat zu gewinnen. Noch in der Wahlnacht, keine 100 Minuten nach Bekanntgabe des Ergebnisses, kündigt Herr Thimm in einem Kommentar „Adomat der Stärkere“ an, dass für ihn die sonst in der Politik übliche 100-Tage-Schonfrist nicht eingeräumt werde. (06.04.2020) Der stellvertr. DEWEZET Chefredakteur hatte damit dem frisch gewählten Landrat sofort den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen. (Siehe dazu https://hamelnerbote.de/archive/8076)
Schon am 07.04.2020 wurde der Konflikt zwischen Landrat und DEWEZET durch einen weiteren Artikel fortgesetzt. In der Folge fiel die Zeitung wiederholt mit Berichten auf, die bei mir den Eindruck vermitteln, dass es auch darum geht, dem Landrat persönlich „am Zeug zu flicken“. Beispiel: https://hamelnerbote.de/archive/12313 und https://hamelnerbote.de/archive/14890
Für mich hatte dieser Konfliktjournalismus die Grenze hin zu einem subtil geführten persönlichen Kleinkrieg der Chefredaktion gegen den Landrat erreicht. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Landkreis sich mit allen gebotenen Mitteln verteidigt.
Dass die DEWEZET jetzt eine öffentliche Rüge des Deutschen Presserates kassiert hat, sollte Anlass für die Geschäftsführung sein, die Formen des Umganges zu überdenken. Der Herrn Thimm eigene „Tacheles-Journalismus“ von oben herab ist für eine Lokalzeitung unangemessen. Ich vermisse bei aller Anerkennung der journalistischen Kontrollaufgaben eine grundsätzliche Achtung und gleiche Augenhöhe mit dem Gegenüber.
Leider lässt die bisher gezeigte Fehlerkultur der Chefredaktion nach meiner Einschätzung nicht auf ein Innehalten und selbstkritisches Nachdenken hoffen. Insofern muss sich Leserschaft und Stadtgesellschaft Gedanken machen, wie sie reagiert. Eine professionelle Lokalzeitung ist ein sehr wichtiges Instrument für die lokale Demokratie und das Gemeinwesen von Vereinen, Wirtschaft und Verwaltung. Destruktiver Journalismus aber kann ein echter Standortnachteil für eine Region sein.
Ralf Hermes, 30.03.2024
Siehe auch: #dewezetkorrektiv
2 Gedanken zu „Eigener Bericht: Der Deutsche Presserat rügt die DEWEZET wegen eines Berichtes vom 24.10.2023 #dewezetkorrektiv“