Am Dienstag, 31.März 1925 um 9.40 Uhr ereignete sich bei Veltheim (Kreis Minden/Westfalen) im Rahmen einer großen Übung die größte Reichswehr-Katastrophe in Friedenszeiten. Beim Übersetzen mit einer Fähre kentert diese mit 160 Soldaten vollbesetzt auf der an dieses Stelle 90 Meter breiten und Hochwasser führenden Weser. 80 Soldaten und eine Zivilperson ertrinken, davon 22 Angehörige der beiden Kompanien des Infanterie-Regiments 18 aus Hameln.
Der jetzt vorhandene Stein wurde 1970 zum 45. Jahrestag im „Geiste der freundschaftlichen Völkerverständigung“ im Rahmen einer britisch-deutschen Feierstunde auf dem damaligen Scharnhorst-Kasernenhof enthüllt. Er ersetzt einen damals verwitterten Stein. Die Initiative dazu ging von Peter Hermesmeier aus. Der damalige britische Kommandeur, Oberstleutnant Bradgrook, erklärte, dass das britische Regiment zum ehrenden Gedächtnis an die Ereignisse damals als „Hüter des Denkmals“ beitragen will. (Quelle: DEWEZET vom 31.03.1970)
Zur Bewahrung des Findlings setzte sich 2001 Hubert Volkmer, der Chef der Hamelner Reserveoffiziere ein, der damals einen Brief an die Stadt Hameln geschrieben hat. „Was unsere britischen Natopartner über all die Jahre hinweg als Andenken gepflegt haben, soll uns nicht einerlei sein“ Volkmer ging es dabei darum, dass das Denkmal als Stück Hamelner Geschichte nicht im Zuge der Bauarbeiten verloren geht. So berichtet die DEWEZET vom 29.03.2001.
Der ursprüngliche Gedenkstein wurde in Hameln am 31.März 1926 enthüllt. Die DEWEZET berichtet an diesem Tag über die „Todesfähre bei Veltheim“ mit einer geschichtlichen Erinnerung. „…tragikschweren Wahrheit bewußt zu sein, die vor nunmehr einem Jahre die Veltheimer Fähre zu einer traurigen Berühmtheit erhob. 81 blühende Menschenleben vernichtete der Strom an einer Stelle, die bereits in der Geschichte dieser Gegend des öfteren eine besondere Rolle gespielt hat.“
Der frühere Gedenkstein war in der Vergangenheit u.a. im Rahmen der Totensonntag Ziel für Gedenkfeiern. So berichte die DEWEZET vom 21.11.1932 davon, dass auch am Veltheim-Gedenkstein Kränze niedergelegt wurden.
In Veltheim selber wurde im November 1926 ein Denkmal eingeweiht. Die DEWEZET berichtet am 14.11.1926:
Die Veltheimer Denkmalsweihe
„Dem Andenken der 81 deutschen Männer, die der Strom am 31.März1925 bei einer militärischen Übung verschlang. Die 6. Division“
So lautet die Inschrift des schlichten Denkmals, das heute in Veltheim feierlich eingeweiht wurde. Am Ufer der Weser, an der Fähre, bei der 81 deutsche Soldaten in das nasse Grab sanken, ist das Denkmal errichte, den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden als Mahnung zu treuer Pflichterfüllung am Vaterlande. Auf erhöhtem Unterbau erhebt sich der Obelist, wie wir …
Interessant ist auch noch ein juristisches Nachspiel aus der Zeit von dem die DEWEZET am 31.03.2015 berichtet:
Zwei Journalisten (Berthold Jacob und Fritz Küster) stehen 1928 wegen „publizistischen Landesverrats“ im „Ponton-Prozess“ vo Gericht, weil sie das System der Zeitfreiwilligen aufgedeckt hatten. Diese Soldaten wurden kurzfristig zu militärischen Übungen herangezogen und tauchten in keiner Statistik auf. Der Hintergrund war die Beschränkung der Reichswehr durch den Friedensvertrag von Versailles auf 100.000 Mann. In seinem Urteil verstieg sich das Reichsgericht zu einer generellen Aussage: „Dem eigenen Staates wahrzunehmen, ist für ihn höchstes Gebot.“ Jacob und Köster wurden zu jeweils neun Monaten Festungshaft verurteilt. Der spätere Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky fand in der Zeitschrift „Die Weltbühne“ am 20. März 1928 deutliche Worte: Das Urteil sei ein „unentschuldbarer politischer Tendenzakt, der Salut vor dem Militarismus, ein Plädoyer für die Manager jener heimlichen Militärspielerei, die der böse Engel der ersten sieben Jahre der Republik war. Mag das Urteil auch im Namen des Reiches gefällt sein, es hat mit dem „Reich“ so wenig zu tun wie mit dem Recht“.
Am 23.11.1931 wurde Carl von Ossietzky im so genannten „Weltbühnen-Urteil“ wegen Verrats militärischer Geheimnisse für ein Jahr und sechs Monate Gefängnis verurteilt. Nach der Ablehnung zweier Gnadengesuche trat er am 10. 5.1932 seine Haftstrafe in Berlin-Tegel an. Im Rahmen einer Weihnachtsamnestie wird er am 22.12.1932 wieder frei gelassen, allerdings in der Nacht des Reichstagsbrandes am 28.2.1933 wieder in Schutzhaft genommen. Am 23.11.1936 erhält er für 1935 den Friedensnobelpreis; er stirbt an den Folgen der jahrelangen Gestapohaft am 14.5.1938.
Wirklich lesenswerte Informationen zu gesamten Sachverhalt gibt es auf der Internetseite: http://www.veltheim-weser.de/Historisches/
(für die beiden Beiträge etwas nach unten skrollen)
Pressespiegel DEWEZET:
In der Zeitschrift „Der Klüt“ (Ausgabe 1927) wird den 19 verstorbenen Schützen des Inf.-Regt. 18 gedacht. Zudem gibt es eine Federzeichnung der Fährstelle.
Ein weiterer Gedenkstein steht in der Bundeswehrkaserne in Holzminden.