Kurzbericht und Bilder zur Gedenkveranstaltung „Kriegsende 1945 in Hameln – Die vergessenen Opfer der letzten Monate“ am 27.01.2020 in der Mensa des Schiller-Gymnasiums

Ungefähr 170 Interessierte hatten sich heute Nachmittag in der Mensa des Schiller-Gymnasiums versammelt, jeder Stuhl war besetzt. Viele Hamelner Lokalpolitiker waren anwesend, um zunächst die Begrüßung des VHS-Leiters Roland Cornelsen zu hören, der auch nachdrücklich zu einer Folgeveranstaltung am 11. Februar um 19 Uhr ins Lalu im Hefehof einlud, wo Eva Umlauf, eine Zeitzeugin der Befreiung von Auschwitz, persönlich zu Wort kommen wird.

Danach gab es die Begrüßung durch Bürgermeisterin Karin Echtermann, die sich im Namen der Stadt Hameln bei der VHS und allen Beteiligten für die Vorbereitung der Veranstaltung bedankte. Vor allem aber dankte sie Bernhard Gelderblom für seine unermüdlichen Anstrengungen gegen das Vergessen.

Bernhard Gelderblom berichtete dann, unterstützt von vorgelesenen Zitaten, die Mitglieder der evangelischen Jugend Hameln vortrugen, von einigen Einzelschicksalen von Zwangsarbeitern, die als Widerständler gegen das NS-Regime im Hamelner Zuchthaus einsaßen und kurz vor Ende des Krieges, über verschiedene Irrwege von einem Lager ins andere in Viehwaggons transportiert wurden und streckenweise lange Strecken marschieren mussten. Viele dieser Menschen, wie die beispielhaft aufgeführten Niederländer Orta Leo de Pauw und Sef van Megenlaan, überlebten diese Torturen nicht, weil sie, wie de Pauw an Krankheit und Entkräftung starben oder wie van Megenlaan von den SS-Bewachern erschossen wurden.

Weitere Bespiele dieser vergessenen Opfer der letzten Monate waren die jüdischen Ehepartner von „arischen“ Deutschen und ihre Kinder, die lange von Deportationen verschont geblieben waren, aber noch kurz vor Kriegsende im Frühjahr 1945 verhaftet wurden und den Todesmarsch zum Konzentrationslager nicht überlebten, wie am Beispiel von Margarete Pieper aus Osterbrak berichtet wurde. Sie war vom Kirchbraker Bürgermeister denunziert worden, der später dafür zur Rechenschaft gezogen wurde, jedoch letztlich einer Strafe entging. Besonders bemerkenswert hier die Anmerkung von Herrn Gelderblom, dass es 2019 ein Treffen der Enkel von Margarete Pieper und der Enkel jenes Bürgermeisters gegeben hat, und der Ausspruch Bernhard Gelderbloms dazu: „Erinnern kann heilen.“

Das letzte vergessene Opfer, das ausdrücklich genannt wurde, steht wiederum beispielhaft für die vielen ausländischen Zwangsarbeiter, ein russischer Mann mit Namen Alexander Nepomnjaschi, der in Holtensen erschossen wurde, und dessen Grab dort bis heute gepflegt wird. Sein Gesicht ist auf dem Info-Blatt zur Veranstaltung zu sehen und gibt, wie alle anderen Fotos, die während der Veranstaltung gezeigt wurden, den Opfern ein Gesicht. Und dieses ist besonders berührend, weil es so „aktuell“ aussieht, als hätte der junge Mann noch vor kurzem gelebt, wie jemand aus der Nachbarschaft …

Insgesamt eine gelungene Veranstaltung, mit zur Stimmung passender Musik des Duo Stringendo, ein wichtiges Stück Erinnerung in einer Zeit, in der das „Nie wieder!“ dringend wieder lauter werden sollte.

Lesenswert hierzu übrigens auch die Rede des Bundespräsidenten Steinmeier in Yad Vashem vor ein paar Tagen:

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/rede-steinmeier-in-yad-vashem-102.html

A. Hermes, 27.01.2020 inklusiv Fotos

Ein Gedanke zu „Kurzbericht und Bilder zur Gedenkveranstaltung „Kriegsende 1945 in Hameln – Die vergessenen Opfer der letzten Monate“ am 27.01.2020 in der Mensa des Schiller-Gymnasiums“

  1. Ich schrieb einen längeren Kommentar, weiß aber nicht, ob er ankam, da gerade im Moment des Abschickens mein Internet unterbrochen wurde. Es handelt sich um die Bitte der Veröffentlichung einer Geschichte eines polnischen Kriegsgefangenen aus Bad Münder, der nach dem Krieg dort an Tuberkulose verstarb, und dessen Schicksal jetzt durch wundersame Weise ans Licht kommt. LG

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