Der Neuigkeitswert in den zwei Seiten DEWEZET am 29.01.2020 liegt in der Information, dass es derzeit nichts Neues gibt. Ok, ein bis zwei Nebeninfos. Wie wurde das Verfahren gegen den lippischen Polizisten denn abgeschlossen? Da fehlt in dem Beitrag eine Ergebnisinformation. Ansonsten Berichtsrecycling. Die wohl mittlerweile hundertfach abgedruckten Vorwürfe über das „Behördenversagen“ wurden in gewohnt drastisch formulierten Sätzen verurteilend wiederholt.
Anlass: Der „Jahrestag“ des Bekanntwerdens der „vielhundertfachen“, vormals „tausendfachen“ Gewalt.
Die Dewezet erinnert mit ihrem Titelseiten- und Schlagzeilenjouralismus am 29.01.2020 auch daran, das die kritikwürdige Rolle der Zeitung im Fall Lügde immer noch der Aufarbeitung bedarf. Diese Art der skandalisierenden, verurteilenden Berichterstattung hatte Wirkung, nicht nur beim Landrat Tjark Bartels. Mit #dewezetkorrektiv habe ich auf die Risiken und Nebenwirkungen dieser Art der Berichterstattung mehrfach hingewiesen. Die DEWEZET macht jetzt nach einer Phase der relativen Ruhe im gleichen Stil wie 2019 weiter. Vordergründig war die Zeitung ja insbesondere bei Facebook und Co. erfolgreich. Der Landrat Tjark Bartels ist weg. Die Zeitung aber zeigt mit der heutigen Ausgabe, das sie ihrem polarisierenden Berichtsstil unverändert fortsetzt. Eine interne, kritische Selbstreflektion ist wohl ausgeblieben.
Das immer mehr Menschen im Rahmen der Diskussion über Hass- und Hetze in der Gesellschaft diese Art des Steigbügel-Journalismus durchschauen und sich von ihrem Abo trennen, ist eine Entwicklung über den die Zeitung nicht berichtet. Dieser mit weiterem Emotionsjournalismus zu begegnen ist ein falscher, in den Nebenwirkungen gesellschaftsschädlicher Weg. Polarisierende, emotional grenzwertige Berichtslenkung bekommt man bei Facebook kostenlos.
Bitte mal drüber nachdenken, wer von solcher Schlagzeilen- Berichtsaufmachung profitiert. Dass Fass Lügde wird wieder aufgemacht – pünktlich zum beginnenden Landratswahlkampf. Welcher Kandidat freut sich da wohl?
Fazit: Die DEWEZET Titelschlagzeile und der Berichtsrückblick auf Seite 18 ist ein dunkler Rückfall und setzt ein deutliches Zeichen: Nichts hat sich geändert im Schreiben der Zeitung im Fall Lügde.
Was passiert eigentlich, wenn die Richter sich der Vorverurteilung des Behördenhandelns durch die Zeitung nicht anschließen?
Ralf Hermes, 29.01.2020
Berichtssammlung Lügde:
https://hamelnerbote.de/?s=L%C3%BCgde
Korrektur am 30.01.2020, 06.14 Uhr:
Ich hatte in der ersten Berichtsversion am Abend des 29.01. fehlerhaft geschrieben, dass nach googeln die DEWEZET scheinbar das einzige Medium sei, welches den Jahrestag 29.01.2019 als Anlass für eine umfassende Berichterstattung im Fall Lügde kreiert hat.
Dieser letzte Satz meines Kommentars war so falsch und ich bedanke mich für den Hinweis über Facebook auf einen Radio Aktiv Bericht vom 29.01.2020. Höre:
listen.radio-aktiv.de/beitraghoeren.php?id=32693
Initiatoren des Jahrestages war die Initiativgruppe „Kinder von Lügde“. Am dem Interview im Sender habe ich nichts auszusetzen. Die Gruppe tritt nach meiner Wahrnehmung sachlich auf und verfolgt ein gutes Ziel.
Es geht mir, um das ausdrücklich zu betonen, auch nicht darum, eine Berichterstattung über das Thema und die gemachten Fehler zu unterdrücken. Es geht mir um den Stil, die Aufmachung, die Art des Anklage und in der Vergangenheit die unverhältnismäßige Wiederholungszahl.
Wie bei jedem emotionalen Thema ist das Risiko hoch, in eine Empörungsfalle zu tappen. Mir ist das gestern abend passiert, weil die Arte des Bericht der DEWEZET auch die mediale Schattenseite des Lügdefalls so drastisch wieder ans Licht brachte.
Ich habe jetzt bewusst meine falsche Passage nicht einfach so gelöscht. Fehler passieren. Die Frage ist, wie man mit Fehlern umgeht.
Nachtrag Nr. 2 am Abend des 30.01.2020:
Um auf das Ausgangsthema zurückzukommen. Im zweiten der oben kommentierten Berichte in der Ausgabe vom 29.01.2020 erfolgte eine Ankündigung einer Infostandaktion der Gruppe „Kinder von Lügde“. Heute erschien auf Seite 1 im Hameln Teil dann eine Verlaufsbericht über die Infostandaktion als weiterer Lügde-Bericht. Viel Aufmerksamkeit und Platz für eine Initiativgruppe. Der ein oder andere Hamelner Verein würde sich über einen Bruchteil der Berichtspräsenz für sein Thema wohl auch freuen.
Ralf Hermes, 30.01.2020, 21.45 h.