Wäre für Hameln schon eine tolle Sache. 500 neue Arbeitsplätze beim BHW. Noch aber ist nichts entschieden. Es läuft ein (verständlicher) Proteststurm bei den Mitarbeitenden in Hannover. Ein Rechtsstreit bahnt sich an. Das ist bisher bekannt:
Der Ver.di Landesbezirk Hannover veröffentlichte folgende Infos:
– Die Deutsche Bank plant für Sommer 2021 die Schließung der Postbank in Hannover. Die aktuell ca. 500 Arbeitsplätze sollen an den Standort Hameln verlagert werden. Dieses wurde als strategische Ausrichtung für den Standort Hannover mitgeteilt.
– Hintergrund ist der Verkauf des alten Postbankgebäudes in der Goseriede in Hannover. Das Haus soll abgerissen werden.
– Gewerkschaft und Betriebsrat kündigen erhebliche Protestaktionen an.
Problem:
Laut Ver.dis Gewerkschaftssprecher Christian Thies handelt es sich bei den Beschäftigten der Postbank mit großer Mehrheit um Call-Center Beschäftigte, die in Teilzeit arbeiten. Ein Arbeitsplatz in Hameln sei für viele Beschäftigte nicht zumutbar. Thies: „Die Beschäftigten sind sauer und frustriert über dieses Vorhaben der Bank.“
Dazu der Betriebsrat: „Die Verlagerung des Standortes Hannover nach Hameln ist ein Tiefschlag für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere
für die vielen Teilzeitbeschäftigten im Kundenberatungscenter der Postbank Direkt GmbH. Die Ignoranz des Vorstandes, trotz der klar definierten
Grenzen des gerade erst verlängerten, TV Beschäftigungssicherung,
ist für uns unvorstellbar. Mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf, hat das nichts zu tun. Wir werden die kollektivrechtlichen Möglichkeiten des
Betriebsrates, den Arbeitgeber juristisch zur Einhaltung des TV Beschäftigungssicherung zu zwingen, in jedem Fall voll ausschöpfen. Sofern erforderlich, setzen wir dabei auch auf die Mithilfe aller Beschäftigten des Standortes Hannover.“
Bei den Tarifverhandlungen im letzten Jahr war zwischen der Bank und ver.di ein Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung verlängert worden, der auch die Versetzung auf einen räumlich unzumutbaren Arbeitsplatz ausschließt.
So organisierte dann der Betriebsrat und Ver.di eine erste Protestaktion in Hameln:
Ver.di fordert hier den Erhalt des Postbank Standorts in Hannover und stellt auf seiner Internetseite die Gründe dar, warum die Betriebssitzverlagerung viele Mitarbeitenden vor erhebliche persönliche Probleme stellt. Statt die Beschäftigten im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße zu schicken, müsse nach einer Alternative in Hannover gesucht werden. Büroraum gäbe es auch dort genug.
Die DEWEZET-veröffentlichte am 14./15.06.2020 dazu einen Bericht auf Seite 1 des Hameln teils. Schlagzeile: „Hameln? Nein Danke!“ Der Bericht des stellvertretenden Chefredakteurs Thomas Thimm geht auf die Sorgen der Beschäftigten in Hannover ein, ergreift aber auch Partei für die Situation Deutsche Bank Konzerns. Über das Hauptargument der Gewerkschafter – den frisch geschlossenen Tarifvereinbarung zur Beschäftigungssicherung und den angekündigten Rechtsstreit berichtet Herr Thimm nicht. In seinem Kommentar / Standpunkt schreibt er zum Protest: „Lassen wir die Kirche mal im Dorf. … Das ist gut für die Mitarbeiter, denn sie verlieren ihre Jobs nicht – trotz Bankenkrise, trotz Corona-Krise. Es wäre einfach, …, billig über Hannover zu ätzen. Machen wir hier nicht. Haben wir hier gar nicht nötig. So schön ist das hier.“
Claudio Giese, Hamelns Oberbürgermeister wird in der Zeitung mit folgendem Zitat genannt: „Werden alles unternehmen, um auch den neuen Mitarbeitern zu zeigen, was Hameln zu bieten hat.“
Zum Bezahlbericht der Zeitung:
Persönliche Kurzbewertung / Gegenstandpunkt:
„Die arrogante Art, mit der Herr Thimm die Sorgen der Beschäftigten in Hannover abarbeitet, ist peinlich für Hameln. Das Unterschlagen der Kerninformation über den anstehenden Rechtsstreites ist nicht in Ordnung. Der stellvertr. Chefredakteur hat keinen Einfluss auf die Entscheidung der Deutschen Bank. Es gibt keinen Grund, die geäußerten Bedenken als nichtig abzuwerten. Sympathien für die Stadt (oder die Zeitung) schafft man so nicht. Im Gegenteil. Für die Beschäftigten in Hannover ist der Artikel eher noch Veranlassung, sich in ihrem Widerstand bestärkt zu fühlen. Der Ansatz des Oberbürgermeisters auf die Menschen zuzugehen, anstatt sie abzustoßen ist besser. Wenn es klappt, und für Hameln wäre das wie ein Lottogewinn, dann sollten wir alles daran setzen, dass die Menschen sich in Hameln willkommen fühlen. Hameln hat wirklich viel zu bieten. Auf jeden Fall mehr, als überhebliche Standpunkte.“
Ralf Hermes, 21.06.2020
Hintergrundinfo von Ver.di:
https://nds-bremen.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++6845ad66-abdd-11ea-9e86-001a4a160119