Hameln, 25.02.2022: Oberbürgermeister Claudio Griese leitete mit einer Erinnerung an die Bedeutung des Weltfriedens das überkonfessionelle Friedensgebet auf der Hochzeitshausterrasse ein. Eindrucksvoll die Gesangsdarbietung einer jungen Sängerin u.a. mit dem Lied „Sag mir wo die Blumen sind“. Es sprachen Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der jüdischen Gemeinde. Politische Vertreterinnen und Vertreter aller Ebenen unserer Gesellschaft waren zugegen. Hier der Text von Hamelns Superintendenten Philipp Meyer:
„Liebe Mitmenschen aus Hameln und aus der Umgebung,
ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie heute hier sind, um mit uns für den Frieden zu beten. Und ich will beginnen mit Worten eines Propheten, der vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren lebte. Sein Name war Micha. In seinem Buch heißt es:“(Micha 4,3b) Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen.
„Das ist der große Traum vom Frieden. Damals wie heute. Und ich verstehe das nicht als Botschaft einer bestimmten Glaubenshaltung, einer bestimmten Religion. Denn davon träumen Menschen in der ganzen Welt. Alle die, die Gewalt fürchten und verabscheuen. In aller Herren Länder und in allen Religionen dieser Welt. Wir alle beten um Frieden zu Gott, so wie es uns unser Glaube vermittelt. Wir alle träumen von einer Welt, in der Menschen respektvoll und achtsam miteinander umgehen.
Wir wollen und wir müssen diesen Traum in unseren Herzen lebendig halten. Nur dann kann er eines Tages Wirklichkeit werden.
Ich bin im Großen und Ganzen kein ängstlicher Mensch. Aber seit gestern Morgen verspüre ich Angst. Angst um die Menschen in der Ukraine, die aufeinander schießen, die sich gegenseitig verletzen und sterben. Es tut mir leid um das Leben der ukrainischen Soldaten, die Ihr Land verteidigen wollen. Und es tut mir leid um das Leben der russischen Soldaten. Die meisten werden kaum verstehen, warum sie jetzt ihr Leben aufs Spiel setzen müssen.
Und ich habe Angst um Europa. Manche sagen sich vielleicht: die Ukraine ist weit weg. Aber wie schnell eine kriegerische Auseinandersetzung um sich greifen kann, das hat die Geschichte immer wieder gezeigt. Und die Drohungen, mit denen der russische Präsident gestern früh den Beginn des Angriffs erklärt hat, lassen auch einen globalen Konflikt befürchten.
Ich habe Angst um unser Leben und um die Art und Weise wie wir leben.
Denn wir haben viel erreicht in Europa seit dem letzten großen Krieg. Wir sind dem Traum des Propheten Micha ein Stück nähergekommen. Wir haben Jahrzehnte des Friedens in diesem zersplitterten Kontinent erleben dürfen. Das gab es nie vorher in der Geschichte Europas, soweit sie uns bekannt ist.
Der Frieden, in dem wir leben, ist ein hohes Gut.
Die Freiheit, in der wir, leben ist ein hohes Gut.
Wir haben nicht nur das Recht, Frieden und Freiheit zu verteidigen, wir haben auch die Pflicht dazu.
Denn wenn wir uns dem Unrecht beugen, machen wir die Gegner der Freiheit stärker. Und das sind die, die sich autokratische Herrschaftsformen wünschen. Die vielleicht von Diktaturen träumen. Aus welchen Gründen auch immer.
Wie wir die Freiheit verteidigen, das wird von Fall zu Fall zu bedenken sein. Und ein wichtiges Prinzip hier muss sein: Wir dürfen Unrecht nicht mit Unrecht beantworten.
In der Bibel ist das in einem sehr schlichten Satz ausgedrückt: „Wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen.“ Das sagt Jesus nicht etwa seinen Gegnern. Das sagt er einem seiner Jünger, einem seiner Anhänger.
Das ist also keine Drohung und auch kein Rachegedanke, sondern es ist die tiefe Erkenntnis: Gewalt ruft immer wieder neue Gewalt hervor. Gewalt kann immer nur das allerletzte Mittel sein. Und nur dann, wenn Ihre Anwendung durch das Recht klar geregelt ist.
In möglichen Konflikten zwischen Staaten ist das bindende Recht das Völkerrecht. Die wichtigsten Grundsätze sind in der Charta der Vereinten Nationen zusammengefasst. Und mit Blick auf diese Charta wird man sagen müssen: der militärische Überfall auf die Ukraine ist ein klarer und eklatanter Bruch des Völkerrechts.
Das würde nun aber nicht rechtfertigen, dass dritte Staaten militärisch in diesen Konflikt eingreifen. Deshalb tut sich die Politik auch so schwer mit angemessenen Antworten auf diese Rechtsverletzung. Und es wäre vermessen zu sagen: „Wir als gläubige Menschen, welcher Religion auch immer, wissen es besser. Wir können sagen, wie es geht.“ Auch die höchsten moralischen Ziele müssen durch das Fegefeuer der politischen Verhandlungen gehen. Da kommen wir nicht raus.
Aber hoffen, das dürfen und müssen wir! Und glauben, das dürfen wir und das müssen wir! Glauben an den Frieden, an diesem großen und wunderbaren Traum. Glauben daran, dass Gott uns auf den Weg zum Frieden führen wird. Und darum beten und bitten. Nicht nur hier in Deutschland, sondern überall in der Welt. Damit Gott uns zur Hilfe kommt. Und damit nie in Vergessenheit gerät: Frieden ist möglich. Frieden ist unentbehrlich. Frieden muss das große Ziel aller Politik sein.
Ich möchte schließen mit Worten aus einem Brief des Bischofs der lutherischen Kirche in Russland. Er schrieb am 22. Februar, als die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts noch nicht völlig verflogen war:
„Wir sind zutiefst besorgt über die jüngsten Entwicklungen in der russisch-ukrainischen Krise. Und natürlich ist die Hauptangst die ständige militärische Bedrohung. Wir beten für Frieden und bemühen uns um gute Beziehungen zu unseren Brüdern und Schwestern in der Ukraine. Und wir hoffen sehr, dass ein Weg aus dieser politischen Sackgasse gefunden wird. Denn mit Waffen ist nichts zu erreichen: weder nachhaltiger Frieden noch echte Gerechtigkeit für alle. Und Christen ist geboten, keine Krieger, sondern Friedensstifter zu sein. Gott sei uns allen gnädig, segne und behüte uns.
„Amen.“
Quelle: https://www.facebook.com/kirchenkreis.hameln.pyrmont/photos/a.185163738587089/1402782553491862
Zusammenstellung 25.02.2022, herral
Bericht bei Radio Aktiv am 25.02.2022:
radio aktiv |
16:15 Uhr 25.02.2022 Landkreis Hameln-Pyrmont: Die Stadt Hameln und der Arbeitskreis christlicher Kirchen in Hameln haben zu einem interreligiösen Friedensgebet aufgerufen um für die Betroffenen in Russland-Ukraine Krieg zu beten. Für Radio aktiv ist Katharina Mork live vor Ort… |
Bericht bei Radio Aktiv am 26.02.2022:
radio aktiv |
09:40 Uhr 26.02.2022 Hameln: Hameln demonstriert für den Frieden: Rund 400 Teilnehmende folgten gestern Nachmittag dem Ruf der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hameln und der Stadt für ein interreligiöses Friedensgebet und versammelten sich vor dem Hochzeitshaus, um ein Zeichen für den Frieden in Europa zu setzen. Mehr dazu… |
Die DEWEZET berichtete am Samstag auf der Titelseite mit einem Foto von der Veranstaltung. Im redaktionellen Teil gab es dann keine Berichterstattung.
herral, 27.02.2022