Gastbeitrag: „Staatsfinanzierung für Zeitungen – ist das gerecht und notwendig?“

Günter Bialkowski schrieb am 12.04.2023 folgenden Gastbeitrag, der hier als Denkanstoß unverändert übernommen wurde.

Der Beitrag nimmt Bezug auf eine von der Zeitung zur Landtagswahl im Nov. 2022 gestellte Frage „Wie stärkt und fördert Ihre Partei den digitalen Wandel der Zeitungsverlage“ und eine Beitragserhöhung der Zeitung.

"Seit 2020 fließt Steuergeld (damals 220 Mill.) aus dem Bundeswirtschaftsministerium als Branchenhilfe in die Kassen der Zeitungsverlage! Ist das gerecht und notwendig? 
„Soll der Staat der Zeitung finanziell helfen?“ Diese Frage ist für den Bürger gar nicht so leicht zu beantworten. Befinden wir uns doch alle in einer Umorientierungs-Phase, wo z.Z. niemand weiss, wohin die Reise geht. Die allgemeine Teuerung treibt gerade neo-kapitalistische Blüten. Bürger müssen hart sparen, üben den Verzicht zum Teil lieb gewordener nun nicht mehr finanzierbarer Lebensgewohnheiten! Und kleinere und mittlere Wirtschaftsunternehmen drängen unverholen an die Fleischtöpfe des Staates, während die großen Unternehmen und Medienplattformen exorbitante Gewinne einstreichen! Hier tun sich gerade Risiken und Unwägbarkeiten für unsere Demokratie auf!
Wenn nun auch die Dewezet zur Unzeit an der Bezugspreis-Spirale gedreht hat, so hat sie hier offenbar ihre Möglichkeiten überschätzt!

Bei der o.g. Fragestellung finde ich Ulrich Watermanns Argumentationslinie interessant.
Stellt er doch die Frage nach der Medien-Vielfalt im regionalen Raum. Zitat „Wie aber definiert sich Medienvielfalt im regionalen Raum…?“  Und ist der Dewezet-Journalismus von jener Güte, dass er staatlich förderungswürdig ist? Diese Frage muss letztlich jeder Leser in unserer Demokratie für sich entscheiden. Fr. Julia Niemeyer führt dazu aus: „Dass sich ein Verschwinden der Lokal-Zeitungen sehr negativ auf den Zustand unserer Demokratie auswirken würde, … .“ Als Leser und langjähriger Leserbriefautor kann ich hier ein paar Erfahrungen und Einsichten beisteuern.

Ob bei der Dewezet dieser demokratisch gewünschten Medienvielfalt von der Redaktionsleitung bis hin zum Lokal-Journalisten stets oberste Priorität beigemessen wurde, darf bezweifelt werden. Für mich sind z.B. die Jahre als Dr. H. Griesser die Redaktions-Leitung inne hatte verlorene Jahre für unsere Demokratie!  Hat er den Nutzen für die Bevölkerung damals und somit politischen Auswirkungen für heute gemehrt?? Zwar hat die Meinungsvielfalt unter der Leitung von Fr. Niemeyer in der Dewezet seit her zugenommen. Aber insgesamt hat diese Tageszeitung ihren Platzhirsch-Vorteil für die Region Hameln und Umgebung in diesen Umbruch-Zeiten der gesamten Medien-Branche nicht wirklich genutzt und ausgebaut!

Wenig Sensibilität zeigte die Redaktion auch im Umgang mit ehrenamtlich schreibenden Lesern. So wurden letztlich die Spalten des Leserforums immer dünner! Meinungsvielfalt unter Laien und für Meinungsfreiheit und Demokratie eintretende Bürgermeinung war hier wohl weniger gefragt. Die Einengung auf zuletzt nicht gerade wenige Vorgaben der Redaktion bevor eine Veröffentlichung stattgegeben wurde, hat offenbar die Zahl der Internet-Nutzer anwachsen lassen. Wobei anzumerken ist, dass es der gesamten Printmedien-Branche nie richtig gelungen ist, 14 bis 19  jährige junge Heranwachsende für das Medium Zeitung zu gewinnen. Auch die Umorientierung im Anzeigenmarkt zeitigten der Branche erhebliche Verluste bei den Einnahmen!

All diese Marktanpassungs-Hemmnisse können aber für das langsame Zeitungssterben nicht heran gezogen werden. Und so steht der damalige Hinweis von Ulrich Watermann weiterhin zu recht im Raum: „Manche Probleme der Medienhäuser sind selbstgemacht!“ Und guter Journalismus hat seinen Preis! Da beisst nach unserem neoliberalen Wirtschaftsprinzip auch keine Maus den Faden ab!

Günter Bialkowski

Siehe zum Thema auch:

Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=TlArwZuh95c&t=76s

herral, 16.04.2023

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