Gelungene Einweihung: Der neue Erinnerungsort NS-Zwangsarbeit an der Weser in Hameln ist frei zugänglich.

Hameln, 11.05.2025: Mit etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatte man gerechnet. Gut 120 waren gekommen. Hier der Verlaufsbericht zur Eröffnungsveranstaltung mit vielen Akteuren, vielen Besucherinnen und Besuchern und eindrucksvollen Beiträgen.

Viele waren da, die „Rang und Namen“ hatten, ich verzichte auf den Versuch einer Aufzählung. Sehr eindrucksvoll die Beteiligung der ukrainischen Community in Hameln. Aber auch eine ältere Frau aus den Niederlanden habe ich bemerkt, die wohl Verbindung zu den jetzt mit einem Erinnerungsort geehrten Opfern des NS-Regimes hatte.

„Flieg Kuckuck flieg“ so lautete der Titel des ukrainischen Volksliedes, welches zur Eröffnung von einer 18-jährigen ukrainischen Schülerin vorgetragen wurde, die seit einiger Zeit in Hameln lebt. Das Lied gibt die Gefühle von Sehnsucht, Entwurzelung und Hoffnung wieder. Gefühle, die auch viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Hameln einst durchleben mussten.

Bernhard Gelderblom erinnerte an eine Siegesparade in Hameln am 8. Mai 1945 anlässlich der Kapitulation der Wehrmacht. Wichtige Teilnehmer waren die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter damals, die zu dieser Zeit schon in der Linsingenkaserne untergebracht wurden und zum Teil einer ungewissen Heimkehr in die Sowjetunion harrten. Für sie war der 8. Mai schon damals ein lang ersehnter Tag der Befreiung. Daher ist dieses Datum auch heute ein würdiger Tag für die Einweihung des Erinnerungsortes.

Oberbürgermeister Claudio Griese erinnerte daran, dass es lange gedauert hat, bis wir uns auch dieser Vergangenheit gestellt haben. Heute aber wachse die Zahl derjenigen, die einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der Verbrechen der NS-Geschichte ziehen wollen kontinuierlich. Erstmalig sei das jetzt in der neuesten Befragung sogar knapp die Mehrheit. Um so bedeutsamer die heutige Einweihung des Erinnerungsortes für Menschen, denen während des zweiten Weltkrieges großes Unrecht widerfahren ist. 14 von über 10.000 Schicksale werden vorgestellt. Zwangsarbeiter waren über viele Jahre die vergessenen Opfer der NS-Diktatur. Claudio Griese dankte vor allem Bernhard Gelderblom für seinen unermüdlichen Einsatz. Ohne ihn würde es diesen Erinnerungsort nicht geben. Er dankte aber auch allen Spenderinnen und Spendern und dem Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte. Die Stadt Hameln habe das Vorhaben gerne gefördert und unterstützt. Die Auseinandersetzung mit dem dunklen Kapitel der Stadtgeschichte liege ihm persönlich am Herzen. Es sei ein Zeichen gegen das Vergessen und für die Aufrechterhaltung der Demokratie.

Landrat Dirk Adomat bekundete seine Demut vor der Leistung der Zwangsarbeiterinnen und Kriegsgefangenen und es fehlten ihm die Worte vor den Verbrechen, die stattgefunden haben, damit diese Sklavenarbeit hier erfolgen konnte. 670 Menschen sind damals im Landkreis Hameln-Pyrmont aus dieser Gruppe verstorben.

Dr. Elke Gryglewski von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten unterstrich, dass sich uns heute nie in Gänze erschließen wird, was die Zwangsarbeit für die Menschen damals real bedeutete. An dem Verbrechenskomplex der Zwangsarbeit war ein großer Bevölkerungsanteil der Deutschen beteiligt. Die Zwangsarbeiter standen in unmittelbarem oder in mittelbarem Kontakt zu der Bevölkerung. Sie waren in kleinen wie in großen Betrieben, teils in den Familien eingesetzt.

Frau Dr. Gryglewski erinnerte an den Tod von Margot Friedländer. Ihr war besonders wichtig, dass wir uns gegenseitig als Menschen begegnen, auf Augenhöhe. Der Hamelner Erinnerungsort greife ihre Überzeugung auf.  Ziel sei, andere immer als gleichwertige Menschen zu betrachten und zu behandeln.

Im Anschluss stellten Menschen aus der Ukraine mit Bildern kurz die Biografie der auf den Schautafeln beschriebenen Menschen vor. Eine sehr ergreifende Darstellung.

Bernhard Gelderblom führte die Hintergründe des Erinnerungsortes aus. Die Rede ist im Anschluss an diesem Beitrag eingestellt.

Sein Dank an die Unterstützung durch seine Ehefrau verknüpfte er mit der jetzt öffentlichen Zusage, seine historische Arbeit deutlich zu reduzieren.

Unterbrochen wurden die Reden durch verschiedene Musikdarbietungen ukrainischer Künstler. Zum Abschluss erfolgte eine herzliche Einladung, über das Gehörte miteinander zu sprechen. Es gab dazu von der ukrainischen Gemeinschaft kostenlos zur Verfügung gestellten Tee, Kuchen und Nationalspeisen.

DEWEZET und radio aktiv waren vor Ort und es wird eigenständige Berichte geben.


Bildervideo vom Aufbau und Ablauf der Veranstaltung:


Die Inhalte der Schautafeln können auf der Homepage des Vereins für regionale Kultur und Zeitgeschichte abgerufen werden.

http://www.geschichte-hameln.de/erinnerungsorte/hamelnzwangsarbeiterinnerungsort1a.php?ort=hamelnzwangsarbeiterinnerungsort


Redemanuskript Bernhard Gelderblom:


Einladung:

herral, 12.05.2025

radio akviv Bericht zur Veranstaltung:

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