Gastbeitrag: Verändert der Nahost-Konflikt Deutschlands Journalismus?

Hameln, 09.07.2025: Ein Beitrag von Günter Bialkowski mit seiner persönlichen Einschätzung.

Liebe Leserinnen und Leser,

früher war alles besser, hört man bisweilen. Stimmt dieser Satz? Dieser Frage möchte ich an Hand unseres heutigen Journalismus nachgehen. Das wiederum kann man an der Behandlung und Berichterstattung über den Nahost-Konflikt gut beobachten. Wobei ich mit früher die Zeit nach 1945 ff. meine. Damals bestimmten die Alliierten was geschrieben und im Rundfunk berichtet wurde. Das änderte sich langsam. Obwohl Zeitungen schon ab Sommer 1945 wieder erscheinen durften, aber nur mit alliierter Zustimmung, der sog. Lizenz. Erst mit der Verordnung vom 1.01.1948 wurde das englische Einüben in Demokratie für den NWDR in Hamburg aufgehoben. Die Menschen im Ruhrgebiet und im Norddeutschen Raum konnten nun wieder unabhängige Zeitungen lesen und Rundfunk hören. Wobei in der Journalistik die englischen Werte und Standards der großen BBC heraus zu lesen und zu hören waren. Ich fing etwa 1950 an Zeitungen regelmäßig zu lesen und den NWDR, später den WDR zu hören. Es war die Zeit großer deutscher Journalisten und Kommentatoren. Und ich fand und finde noch heute diese Zeit als die ehrlichste, weil sich nicht wenige Journalisten den britischen Prinzipien öffneten. Sie berichteten wahrhaftig, unabhängig, überparteilich, kurz es war eine faktenbasierte Kommunikation. Sehen das heutige JournalistInnen noch genau so? Und wie bestrahlt unser Journalismus heute die Mitte - die Kirchen und andere  Institutionen, wenn über Israel und Gaza berichtet wird?

Die Jüdische Allgemeine berichtete in ihrer Ausgabe vom 3.07.2025 u. a. in zwei Beiträgen über Antisemitismus in Deutschland. Zum einen schreibt und fordert Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in D. : „Wir müssen wehrhaft sein“. Zum anderen schreibt der Journalist und Schriftsteller Tobias Kühn: „Weltkirchenrat einseitig gegen Israel“. Während Schuster die arabisch-islamistischen Terrorakte und die Machenschaften der iranischen Mullahs in D. geisselt und größere Wehrhaftigkeit in westlichen Gesellschaften einfordert. Zitiert zum anderen der Journalist Kühn den Weltkirchenrat: der „Israels Politik als Apartheit-System“ sieht. Und „es werde in Gaza ein Genozid begangen“.

In einer Abschluss-Erklärung in Johannesburg heißt es, dass Israels Politik in Gaza „ ,,, gegen Völkerrecht und das moralische Gewissen verstößt“. Unser früherer bayerisch evangelischer Landesbischof Bedford-Strom steht hinter dieser Erklärung und er sieht auch keinen Antisemitismus. Der Verfasser des Artikels sieht das völlig anders. Weil der Weltkirchenrat in keiner Weise auf die Terror-Organisation der Hamas eingeht und ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit anprangert ist dieser Beitrag für ihn kaum zu ertragen. Und auf welche Seite schlagen sich unsere Top-Zeitungen und unsere DWZ? Lavieren sie ohne Haltung und haben nichts dazu gelernt?

Ich finde das Schweigen der Weltkirche und die einseitige Wertung des Nahost Konflikts mehr als peinlich für die ganze Evangelische Kirche in Deutschland. Ich distanziere mich und trage diese Erklärung nicht mit. Man kann vieles an Israels Politik und Armee kritisieren und das tue ich. Aber die Hamas und das Mullah-Regim wollen Israel vernichten und das zeigen ihre Sympathisanten auch bei uns voller Hass bei Demonstrationen. Dieses Land wehrt sich gegen seine Vernichtung und das wird vom Völkerrecht gedeckt. Und wie positioniert sich unsere Presse? Wer schweigt, ausblendet und einseitig Partei ergreift und dabei nicht einmal den Überfall der Hamas vom 23. Okt. 2023 auf Israel erwähnt der macht sich schuldig. Dabei denke ich auch an die vielen zivilen Opfer auf beiden Seiten! Hier versagt vor allem der Weltsicherheitsrat, die UNO. Hier werden Menschen, ganze Staaten schuldig. Auch das gehört zur Wahrheit dazu! 

Unsere Presse hat immer noch großen Einfluss wie Deutschland den Konflikt im Nahen Osten sieht. Ich hoffe und wünsche, dass unsere Presse und Medien hier klare Position beziehen, es geht um Haltung im Kampf gegen jede Form von Antisemitismus. Man kann den Staat Israel und sein Militär heftig kritisieren, aber bitte ohne antisemitische Vergleiche, Winkelzüge und Fakten-Verschweigen. Und der Terror und die Gewaltaufrufe von Hamas-Anhängern gegen Israel auf unseren Straßen und Plätzen gehört in die gleiche Kategorie. Wir haben es heute leider in unserer Demokratie mit drei Antisemitismen zu tun: den hausgemachten rechten A., den linken A. und den Hamas-A. Letzterer wird von den Mullahs in Iran gefördert und bei uns unterstützt. Vielleicht muss sich unsere Politik in Berlin und die in Brüssel alsbald mit der Forderung Josef Schusters befassen und die Revolutionsgarden in Teheran als Terror-Organisation einstufen. Auch hierzu hört man von deutschen JournalistInnen wenig. 

Es bleibt viel zutun. Wir müssen wie unsere jüdischen Bürger auch mental und ideell aufrüsten, denn unsere Sicherheit wird auch von innen bedroht. Und dazu brauchen wir einen Journalismus der sich den Veränderungen stellt, Haltung zeigt und faktenbasiert mit uns Bürgern kommuniziert.

Günter Bialkowski

Der Beitrag stellt die persönliche Meinung des Verfassers dar und soll als Anregung zur Diskussion verstanden werden.


herral, 09.07.2025

2 Gedanken zu „Gastbeitrag: Verändert der Nahost-Konflikt Deutschlands Journalismus?“

  1. Der Angriff der Hamas auf Israel war widerwärtig kriminell und ein unsägliches Verbrechen. Ich habe keine Hinweise, das konkret die ev. Kirche in Deutschland das auch nur irgendwie in Zweifel zieht! Die Art aber wie die derzeitige Israelische Regierung jetzt mit den Menschen in Gasa umgeht ist für mich inakzeptabel. Ein unmenschlicher Angriff darf keine Rechtfertigung für unmenschliches Agieren gegen eine so große Menge unbeteiligter Menschen sein. Dieses anzuprangern hat mit Antisemitismus nichts zu tun.
    Siehe dazu:
    a) https://www.ekd.de/kirche-von-zu-hause/www.ekd.de/welle-solidaritaet-mit-israel-80852.htm
    b) https://www.ekd.de/frieden-fuer-den-nahen-osten-80981.htm

  2. Ich möchte nicht weiter auf den Gastbeitrag eingehen, nur ein „Bild“ wiedergeben: Meine Frau kam jüngst vom Einkauf bei einem Discounter zurück und strahlte: „2,5kg Frühkartoffeln aus Niedersachsen für 2,99!“. Ich habe mir das Etikett ganz durchgelesen: „Abgepackt in Niedersachsen. Herkunft Israel.“. Vor Kurzem stand im Spiegel, dass im Gazastreifen eine Kartoffel für 5 bis 10 Dollar gehandelt wird. Letzte Anmerkung: Ich bin kein Antisemit, aber oft verzweifelt. Die Kartoffeln sind übrigens wässrig, haben keinerlei Geschmack, außer einem Geschmäckle.

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