Vorgestellt: Dr. Robert Wycislo – OB-Kandidat der SPD für die Stadt Hameln

Hameln, 26.03.2021: Interview zur Wahl des Oberbürgermeisters der Stadt Hameln. Dr. Robert Wycislo im Gespräch mit Ralf Hermes.

Ein Verlaufsbericht zu acht Fragen:

Frage 1: Können Sie zum Einstieg drei Ihrer hervorstechenden Wesensmerkmale / Eigenschaften benennen?

Antwort: Das erste ist Geduld!

Man muss generell viel Geduld im Leben haben! Auch im beruflichen, so arbeite ich als Gewerkschaftssekretär mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen. Meine Aufgabe ist es, geduldig bei Problemen und Problemstellungen zuzuhören. Zu hören und zu verstehen, wo das konkrete Problem liegt. Hier den Punkt, die Quintessenz finden zu können, das ist eine meiner Stärken.

Das zweite ist Empathie!

Bei unterschiedlichen Charakteren gibt es Lebenslagen, die emotionalisiert sind. Hier zuhören, auf der gleichen Ebene sein oder zumindest das Gefühl zu vermitteln, bedarf eines besonderen Einfühlungsvermögens, wenn z.B. jemand in seinem Job bedroht ist. Diese Eigenschaft ist auch generell für das Amt des Oberbürgermeisters wichtig.

Die dritte Eigenschaft ist Verbindlichkeit/Verlässlichkeit!

Auch das ist eine Lehre aus meiner beruflichen Tätigkeit. Wenn ich mit jemanden vereinbare, eine Antwort zu einer bestimmten Frage zu liefern, dann ist es wichtig, an dieser Stelle Verlässlichkeit zu demonstrieren.


Frage 2 : Mögen Sie vielleicht noch drei Hobbys nennen, mit den Sie sich privat beschäftigen:

Antwort:  Gerne, hier steht zum einen seit einer (gefühlten) Ewigkeit der Basketball.  Bis Ende 2019 immer wieder beim VfL Hameln im Einsiedlerbach als Zuschauer dabei. Mir gefällt diese Mannschaftssportart. Das gegenseitige Wissen voneinander, das Zusammenspiel, das Teamplaying macht Spaß. Das wird auch in der zukünftigen Aufgabe meinerseits, wenn man es mit Menschen zu tun hat, wichtig sein. Selber aktiv spiele ich nur semiprofessionell als Freizeitsport mit Freunden.

Ein anderes Hobby war in meiner Kinder- und Jugendzeit Judo. Das wurde abgelöst durch jetzt mehr Schwimmen. Dieses habe ich mir recht spät, so mit 27 Jahren etwa, selber beigebracht. Ich freue mich jetzt schon, wenn ich hier wieder ins Hallenbad Einsiedlerbach kann.

Der dritte Punkt wäre vielleicht Musik. Nicht selber spielen oder singen, sondern ich eigne mir selber gerne Wissen an über z.B. Anekdoten. Hier insbesondere Lieder der 80er Jahre. Wann gecovert, das Detail und immer auch über den Zeitgeist der Stücke im gesellschaftlichen und politischen Kontext. Das ist sicher auch hilfreich als Oberbürgermeister, wenn man mal nach außen geht, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Musik verbindet viele von uns.  


Frage 3: Was ist Ihre Motivation für das Amt, oder anders, warum wollen Sie sich das antun?

Antwort: (lacht) Das klingt jetzt ja wie eine Art Ballast, das sehe ich nicht so. Seit meinem 20. Lebensjahr – ich bin jetzt 38 – versehe ich immer Dienst am Menschen. Da war der Wehrdienst, den ich in Hannover gemacht und sogar freiwillig verlängert habe. Dort habe ich vorwiegend Verwaltungstätigkeiten gemacht. Mit Beginn des Studiums war ich immer engagiert und zwar bürgerschaftlich/ehrenamtlich. Dieses dann immer in Verbindung mit Menschen. Das ist wie ein roter Faden in meinem Leben. In der AWO habe ich 3-4 Jahre einen Kinder- und Jugendverband aufgebaut und ehrenamtlich geleitet, kostenlose Hausaufgabenbetreuung angeboten und vieles mehr.  Auch die Parteiarbeit ist zu nennen. Zudem war ich in der DGB-Verbandsarbeit aktiv, hier auch im Jugendbereich, später als DGB-Kreisvorsitzender im Erwachsenenbereich. In den Berufsschulen habe ich den Kontakt mit jungen Leuten gesucht. Hier war politische Bildung das Ziel und zwar mit den Pflichten, wie natürlich auch den Rechten des Einzelnen.    Das Amt des Oberbürgermeisters ist Dienstleistung am Menschen. Zusammen mit 800 Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung. Dieses Arbeiten auch für die MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung attraktiv zu machen traue ich mir zu, auch wenn ich nicht die klassische Verwaltungsausbildung habe. Es gibt viele Beispiele von Menschen, die sich als Seiteneinsteiger behauptet haben! Erfahrungen im ehrenamtlichen Bereich sind meine Chance, mich auch in der Kandidatur behaupten zu können.


Frage 4: Fühlen Sie sich qualifiziert 800 Mitarbeitende zu führen? Wo liegen Ihre Stärken in der Personalführung?

Antwort: Meine Qualifikation für das Amt ergibt sich aus:

1. Aus der ehrenamtlichen Gremienarbeit, aber auch aus meinen hauptberuflichen Erfahrungen habe ich Kenntnisse in der Personalführung entwickelt. Und hier betont in einer nicht-hierarchischen und weisungsgebundenen Struktur. 

2. Ich glaube an das Prinzip des ständigen Lernens, des lebenslangen Lernens.  Ich habe ja Politikwissenschaft studiert, Neuere Geschichte und Öffentliches Recht, als Nebenfach. Ich bin kein Jurist, sondern Sozialwissenschaftler, und die Promotion setzte sich dann in einem politikwissenschaftlichen Bereich fort. Formal also Dr. rer. soc. (rerum socialium), also Doktor der Sozialwissenschaft. Ich war nie statisch, habe nie stagniert. Ich kenne das Arbeiten im Team – mit Menschen zusammen. Nicht vom Elfenbeinturm aus Anweisungen zu geben, ohne vorher die Konsequenzen mit anderen besprochen zu haben, das ist mein Prinzip. Keine Dogmatik, sondern Flexibilität ist mein Grundsatz. Das fasse ich mal in folgende Punkte zusammen, die meine Arbeit als Oberbürgermeister beschreiben könnten:

a) Anerkennung der Leistung der MA – in der Pandemie und darüber hinaus.

b) Wertschätzung von Leistung – wenn etwas gut gelaufen ist, dann muss man das auch übermitteln

c) Aufmerksamkeit – zuhören können und die Prozesse begleiten.  

d) Achtsamkeit für dem Gegenüber ist mir wichtig.  Respektvoll sein.

e) Kommunikation – nicht einseitig – sondern eine Wechselbeziehung, ein Kanal der von beiden Seiten bespielt wird. Was ist gut gelaufen, was ist schlecht gelaufen.

f) Empathie, also Einführungsvermögen.

Das sind die Prinzipien, auf die ich meine Arbeit aufbauen möchte. Mein Führungs-/ oder Leitungsstil im Gegensatz zum Führen ohne Emotionen.


Frage 5: Zur Sacharbeit in/für die Stadt Hameln. Ihre Kernvision für Hameln 2030? Drei Oberbegriffe als Priorität nach jetzigem Stand. Das Vordringlichste für unsere Stadt:

Antwort: Das ist immer ein Zusammenspiel. Es gibt den Rat und die Verwaltung – mehrere Akteure. Das kommt nicht alles nur von mir. Das ist ein Mitwirken der weiteren Beteiligten. Hier verweise ich auf den Prozess der inhaltlichen Kampagne der Kommunalwahl der SPD. Hier läuft der Findungsprozess der gemeinsamen Programmerstellung noch. Persönlich würde ich das Thema Klimaschutz nennen. Hier Maßnahmen zu unterstützen und in Zusammenarbeit mit anderen Interessenvertretungen mitzuwirken, um dem Klimaschutz zugute zu kommen, ist wichtig.  Hier gibt es viele Punkte wo ich mit meiner Stimme mitarbeiten würde. Anderes Thema wären die Attraktivität der Stadtverwaltung als Arbeitgeber zu stärken. Qualifizierung/Weiterbildung den Mitarbeitern zu ermöglichen. Wir müssen als Arbeitgeber hier gut sein als Stadt Hameln. Hier knüpft die Digitalisierung der Stadtverwaltung an. Für mich noch einmal ein besonderes Thema ist die Sozialpolitik. Kinderarmut, Menschen mitnehmen, die aus nicht einfachen Lebenslagen kommen.

Wir müssen unsere Stadt an der Weser mit einer hohen Lebensqualität ausstatten, dieses für die Menschen im Mittelstand, wie für die Menschen, die trotz des Mindestlohns in nicht einfachen Lebenslagen sind. Das ist der Kerngedanke der Sozialdemokratie auch in Hameln, nämlich die Menschen mitzunehmen.

Die Interessen von Industrie, Handel, Handwerk berücksichtigen und das alles vor den kommenden Herausforderungen.


Frage 6: Unterstützung – auf welches Netzwerk, welche Personen wollen Sie bauen? Wer gehört zu Ihrem Team?

Antwort: Mein Team ist die SPD. Die Menschen hier aus den Ortsräten, aus dem Ortsverein der SPD, die viel mehr lokale Erfahrung haben, stehen mir zur Seite. Da gibt es eine gute Kombination, eine gesunde Mischung aus neuen und erfahrenen Menschen. Kollegen und Genossen halten hier zusammen. Zudem suche ich Bündnispartner in den Sozialverbänden wie z.B. der AWO. Aber ich meine hier nicht nur die, in denen die SPD insgesamt stark verortet ist. Ich bin hier offen für viele Bereiche der Stadtgesellschaft.  Alles bis auf eins, Rechtsradikale, da gibt´s nichts zu diskutieren.


Frage 7: Wie geht es weiter? Was sind Ihre Vorstellungen für den Wahlkampf in Coronazeiten?

Antwort: Ich möchte einen Wahlkampf von unten aus der Basis heraus. Zusammen mit den Akteuren vor Ort. Das Problem ist den physischen Kontakt herzustellen. In einem größeren Stil ist das derzeit zu den Menschen und auch Mitgliedern nicht möglich.

Gerade Kommunalwahlen, wie auch ein Wahlkampf um die Position als Oberbürgermeister, sind eigentlich von der physischen Nähe abhängig. Wie wir das online und bei Verbesserung der Lage auch wieder offline schaffen, müssen wir sehen. Wir fahren hier auf Sicht. Die Onlinelösungen sind nur eine Zwischenmöglichkeit in einem Wahlkampf, der ja noch rund 150 Tage laufen wird.



Frage 8:  Ihr Fazit zum Gespräch heute? Haben Sie noch Wünsche / „letzte Worte“ (für heute):

Antwort: Mein Rezept, meine Zusammenfassung wäre: Mehr zuhören und weniger sprechen! Etwa 70% zuhören und etwa 30 % Prozent sprechen sollte die Aufteilung gerade auch bei den Menschen in der Stadt sein.

„Gegenfrage“ von Dr. Wycislo: Mich würde schon interessieren, was aus Ihrer Sicht die wichtigen Themen / Baustellen der letzten Jahre wären? Wir haben ja noch etwas Zeit, sagen Sie mir doch auch mal zumindest zwei Themen aus Ihrer Sicht.

Antwort: (lachen bei mir) – Sie drehen jetzt den „Spieß“ um. Aber ich will nicht kneifen. Es gibt ganz viele, ganz wichtige Themen. Mein Steckenpferd ist konkret der Umgang mit dem Stadtgrün und Naturschutzbereich. Wir haben eine Disharmonie mit dem Naturschutz in unserer Stadt, die ganz extrem ist. Das ist ein Trend, den wir in der Gesellschaft haben, den ich persönlich extrem schlimm finde. In der Gesamtlage für viele nur eine Nische. Ich meine aber, ein wichtiges Thema, weil hier der Unterschied zwischen Gemein- und Eigennutz offenkundig wird.

Ein weiteres konkretes Thema wäre aktuell die Sache mit dem alten Hallenbad Hameln. Dazu hatte ich Ihnen schon etwas geschrieben. Für mich ist das die Symptomatik einer Wegwerfgesellschaft. Da wurde für 1,2 Mio. Euro das alte Hallenbad auch mit öffentlichen Geldern als Veranstaltungszentrum saniert und jetzt soll es abgerissen werden. Wir sind da beim wichtigen Thema Nachhaltigkeit, und damit auch beim Klimaschutz.

Anmerkung: Es entwickelte sich jetzt ein längeres Gespräch über Schnittmengen der Gesellschaft, über ehrenamtliches Engagement, aber auch Bedrohungslagen für unsere Gesellschaft. 

Diskutiert wurden die Nachteile der Ich-Gesellschaft, des Rückzugs aus den Vereinen und Verbänden.  Die Frage ist, wie dieses gestärkt werden kann. Ich verwies auch auf gute Ansätze. Von mir persönlich gesehen z.B. auch bei Herrn Griese mit seinen Bürgerforen. Vielleicht kann man da ja auch als Politik gemeinsam ansetzen.

Wichtig ist mir persönlich auch der Umgang, bzw. die Abgrenzung zu egoistisch, populistisch-handelnden Akteure, die verhetzen, verdummen und wissenschaftliche Erkenntnisse in Frage stellen, die nicht mehr in Frage zu stellen sind. 


Das Gespräch wurde dann mit einem Ausblick auf mögliche weitere Gesprächsthemen und den Hinweis auf die Fragebündnisaktionen des vergangenen Kommunalwahlkampfs 2016 – Dokumentation unter

http://archiv.bund-hameln-pyrmont.net/themen_und_projekte/wahlen/kommunalwahlen_hameln_2016/

beendet.

Das Gespräch wurde am 26.03.2021 geführt.  Dieses vorliegende Manuskript wurde von Dr. Wycislo für eine Veröffentlichung beim Hamelner Boten freigegeben.

Hameln, 11.04.2021

Ralf Hermes

Siehe auch:

3 Gedanken zu „Vorgestellt: Dr. Robert Wycislo – OB-Kandidat der SPD für die Stadt Hameln“

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