Hameln, 13.11.2022 – eigener Bericht: Um 10.15 Uhr begann die Kundgebung zum Volkstrauertag am Gedenkplatz der Schule in Klein Berkel. Rund 30 Personen waren erschienen. Zwei Frauen der örtlichen Feuerwehr bildeten eine Ehrenwache. Vertreter des örtliche Schützenvereins KKS waren in Uniform und mit Vereinsfahne angetreten. Unter den Anwesenden waren Mitglieder des Ortsrates, des Sozialverbandes Deutschland, der Kirchengemeinde, des DRK, des Kleingartenvereins und weitere Bürgerinnen und Bürger Klein Berkels. Cord Petersilie hielt als Ortsbürgermeister eine kurze, prägnante Rede. Er verwies auf bewaffnete Konflikte in 46 Staaten dieser Welt im Jahr 2021. Auf Kriege in Jemen, in Äthiopien, Syrien und jetzt in der direkten Nachbarschaft, der Ukraine.
Das bis vor kurzem Unvorstellbare – Krieg in Europa, in Deutschlands Nachbarschaft, sei Realität. Die Folgen für alle zu spüren und eine Herausforderung für unsere Gesellschaft. Cord Petersilie bedankte sich bei allen Menschen in Deutschland, die Flüchtlingen zur Seite stehen. Die Täter allerdings müssen mit den Mitteln des Rechtsstaates zur Rechenschaft gezogen werden. Der Volkstrauertag zeige, wie Krieg uns Menschen verändert und wie sinnlos Krieg sei.
Im Anschluss übernahm Jürgen Mackenthun das Totengedenken. Ein Trompeter spielte „Ich hatt einen Kameraden“ und gemeinsam legte man dann den Kranz nieder.
Um 11.30 Uhr begann dann die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt Hameln am Mahnmal hinter dem Münster. Hier waren ca. 60 Personen der Einladung der Stadt Hameln und des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gefolgt, ein Zeichen für Versöhnung, Verständigung und Frieden zu setzen. Mit dabei u.a. MdL Constantin Grosch, eine Reihe Ratsmitglieder von SPD, CDU und Frischer Wind, der Leiter der Hamelner Polizeiinspektion mit dem Kontaktbeamten PHK Appel, zwei Pfadfinder, ein Vertreter der Britischen Streitkräfte sowie einige Schüler. Am Mahnmal standen zwei Reservisten der Bundeswehr Ehrenwache, dazu ein Darsteller in historischer Uniform des 164er Regimentes aus Hameln zur Zeit des Kaiserreiches.
Die Veranstaltung begann mit der Schilderung der Kriegserfahrungen von drei jungen Frauen. Jede für sich schilderte in gutem Deutsch ihr Leben vormals in Syrien (Aleppo) und wie der Krieg alles veränderte. Es waren drei Erzählungen, die authentisch die Schrecken von Krieg und Flucht allen Anwesenden nahe brachten. Krieg ist nicht „alte Geschichte“, Krieg ist Gegenwart. Die Erleichterung der drei jungen Frauen, die als Kinder die Flucht erlebten und nun hoffnungsvoll in eine Zukunft sehen können, war greifbar. Greifbar aber auch die Sorge und die Angst um die Menschen in ihrer Heimat.
Oberbürgermeister Claudio Griese dankte zu Beginn allen, die an der Vorbereitung der Gedenkfeier mitgewirkt hatten. Er knüpfte den Zusammenhang der Schilderungen aus Syrien (über eine halbe Millionen Tote) über die Schrecken und Toten in der Ukraine hin zu Deutschland. Zur Zerstörung der Städte dort heute und im zweiten Weltkrieg, damals durch den deutschen Überfall. Er erinnerte an die Gerichtsverfahren nach dem Krieg und das Stellen der Verantwortlichen u.a. für die Schrecken im Konzentrationslager Bergen Belsen. Die Hinrichtung der deutschen Täter erfolgte im Gefängnis Hameln. Die Verbrechen der heutigen Kriege seien beweissicher zu dokumentieren. Auch wenn keine Strafe der Welt ein Verbrechen wieder gutmachen könne sei es wichtig, das sich die Täter den internationalen Gerichten stellen müssen. Die Gräueltaten seien zu beschreiben, um den Opfern ihre Würde zurückzugeben.
Vor genau 100 Jahren (1922) sei das erste Mal eine Gedenkstunde am Volkstrauertag abgehalten worden. Bald schon von den Nationalsozialisten als propagandistischer Heldengedenktag instrumentalisiert. Heute erinnern sich die Menschen am Volkstrauertag an alle Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung von Menschen aller Nationen. Das Erinnern sei wichtig, genauso wichtig wie Skepsis gegenüber angeblichen Heldentaten im Krieg. Wichtig sei die Sensibilität den Opfern gegenüber und ein Ablegen der Gleichgültigkeit. Bundespräsident Steinmeier habe aktuell den traditionellen Volkstrauertag erweitert zum Gedenken an die Opfer von Extremismus, Terrorismus, Rassismus und Antisemitismus. Claudio Griese verwies auf die Versöhnung, die auch hier in Hameln mit den Britischen Veteranen des Krieges gelungen sei. Dazu müsse man sich die Hand reichen. Ein Fundament, das einer Generationenaufgabe bedürfe.
Es folgte die Totenehrung und während der musikalischen Begleitung durch den Posaunenchor der Martin-Luther-Gemeinde wurden die Kränze am Mahnmal niedergelegt.
Einzelbilder der Veranstaltungen:
herral, 13.11.2022
DEWEZET oder radio aktiv waren nicht vor Ort.
Kleine textliche Aktualisierung zum Berichtsteil in Klein Berkel am 14.11.2022
Vielen Dank für die ausführliche Dokumentation zweier Veranstaltungen zum Volkstrauertag. Ich finde es sehr gut, dass nicht nur über die zentrale Veranstaltung berichtet wurde. Gruß aus Klein Berkel