Eigener Botenbericht, Hameln, 16.08.2023: Als ich gut 20 Minuten vor Veranstaltungsbeginn in der Grundschule Hohes Feld ankam, waren 2/3 der Plätze schon belegt. Bald musste man Stühle nachstellen. Am Ende lauschten ca. 150-160 Menschen fast 2,5 Stunden den Ausführungen der Stadtverantwortlichen. Viele beteiligten sich rege mit eigenen Wortbeiträgen.
Neben den Bürgerinnen und Bürgern waren mehrere Ratsherren (Herr Zemlin, Dr. Lücke, Gerd Paschwitz, …) und für den Landtag MdL Constantin Grosch als „Promi“ dabei. Für radio aktiv war Jo Stracke, für die DEWEZET Frank Henke vertreten.
Pünktlich – sprich um 19.02 Uhr – eröffnete Herr Griese die Bürgerversammlung. Sein Ziel sei, Informationen zu geben und insbesondere mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. In der Nordstadt seien in den letzten Jahren etwa 50 Mio. Euro investiert worden, so viel wie nirgends sonst in der Stadt. Vorgestellt wurde dann der neue Stadtkämmerer Matthias Struckmeyer als Finanz- und Personaldezernent.
Folgende Punkte wurden besprochen:
- Ausbau des Reimerdeskamp
Herr Aden stellte die Pläne vor, die eine Linksabbiegespur auf das geplante Gewerbegebiet „Gundolph-Park – neu ggf. Hagebaumarkt“ enthalten und die Kreuzung Heinestraße neu gliedern. Ziel ist es, bessere Verkehrsbedingungen und geschütztere Radstreifen zu schaffen. Dazu werden fast alle Bäume (etwa 20) am Straßenrand gefällt. Etwa vier Bäume bleiben stehen. Nachpflanzungen sind geplant. Baubeginn soll Anfang 2024 sein. Kostenschätzung 2,3 Mio. Euro, Fördergelder werden beantragt. Die Baumnachpflanzungen würden mit zwei verschiedenen Sorten erfolgen, um den klimatischen Risiken entgegenzuwirken.
In der Aussprache wurde von den Bürgerinnen und Bürgern die Kreisverkehrsregelung am Bertholtsweg gelobt, der Kreisel am Einsiedlerbach als zu klein kritisiert. Eine Anwohnersorge war, dass nach dem Ausbau eine „Poserstrecke“ entsteht. Diskutiert wurde die Radverkehrsführung vor dem Kreisel bzw. im Kreisel. Stand der Verkehrslehre, so Herr Aden, sei, dass es am sichersten ist, die Radfahrenden im Kreisel zu führen. Hier bedürfe es sicher noch einer Gewöhnung und immer auch erhöhter Aufmerksamkeit. Mit Rücksichtnahme gem. § 1 StVO von allen Verkehrsteilnehmenden müsste es eigentlich problemlos gehen.
- Der neue Ada-Lessing-Park
Hier führte Herr Aden aus, dass das Gelände fast schon „zu gut gelungen“ sei. Die Abgrenzung durch die Kasernenmauer wäre gefallen und so eine Querung von der Mollerstraße durch den Park zur Süntelstraße möglich. Die Baukosten betrugen 2,9 Mio. Euro. Planungskosten 380.000 Euro. Das Gelände sei jetzt komplett ohne Belastungen und würde gemeinsam von Stadt und Landkreis entwickelt. Der Park sei das Zentrum des künftigen Bildungs- und Gesundheitscampus und eine Arena mit Bewegungsangeboten für Jung und Alt. Die frühe, hohe Nutzungsintensität habe überrascht. Herr Aden wünscht sich, dass alle Altersgruppen dort präsent sind, auch um einen Ausgleich der verschiedenen Interessen so für jeden deutlich werden zu lassen. Viele Erfahrungen habe man schon machen können und nachgesteuert. So wurde die Anzahl der Mülleimer erhöht, eine zeitliche Nutzungsregelung eingeführt, die auch von einem Sicherheitsdienst überwacht würde. Dieser würde für zusätzliche Ordnung auf der Fläche sorgen.
Von den Bürgerinnen und Bürgern wurde das Fehlen einer Toilettenanlage bemängelt. Dazu erklärte Herr Aden, dass man hier in einem Denkprozess ist und evtl. neu im Bereich des Parkhauses eine Toilette einplanen würde.
Thema war auch, was mit den derzeitigen Brachflächen und den Geröllhaufen auf dem Gelände passiert. Hier ist die Abfuhr der Gesteinsreste jetzt geplant. Konstantin Grosch führte aus, dass der Landkreis plane in den Jahren 2027/2028 mit dem Gebäudebau der neuen Elisabeth-Selbert-Schule fertig zur sein.
Angesprochen wurde die Frage, ob es auf dem Gelände einen Bücherschrank als Ersatz für den im Bürgergarten abgebauten Schrank geben würde. Dieses wurde verneint. Die Erfahrungen der Vergangenheit mit Vandalismus und hohem Pflegeaufwand sprächen dagegen.
- Bau der Kita Nord
Hier stellte Frau Harms die Planungen für ein „Paradies für Kinder“ vor. Es soll ein Leuchtturmprojekt mit dem Konzept einer inklusiven Kita werden. Platz für 130 Kinder in sechs Gruppen würde vorgesehen. 5.000 qm Fläche ständen bereit. Der Bedarf sei ungebrochen hoch. Derzeit müssten im Jahr 250-300 Eltern Absagen für einen Kita-Platz gegeben werden. Die Baukosten belaufen sich auf 10 Mio. Euro. Die Stadt plant die KITA selber zu betreiben. Eine Leitung sei schon gefunden, 27 weitere MitarbeiterInnen würden noch benötigt.
- Die Zukunft von Gundolph Park und Ravelin Camp
Hier stellte Herr Aden die Absicht einer Nachnutzung des Ravelin Camp als Wohngebiet mit Vorzeigecharakter vor. Geplant sei ein städtebaulicher Wettbewerb für 2024, damit dort Mehrfamilienhäuser wie auch freistehende Einfamilienhäuser Platz finden. Aktuell würde eine wissenschaftliche Begleitung gesucht. Der Rest der Fläche würde als Naturschutzgebiet zum Erhalt der Insektenvielfalt und der Flora ausgewiesen. Es handele sich um ein wertvolles Biotop, das unbedingt zu erhalten ist. Dazu seien Gutachten in Auftrag gegeben worden, um die geeignetsten Flächen für die Bebauung zu finden.
Auf Bedenken zu den Eingriffen in die Natur erklärte Herr Aden, dass diese wie bei anderen Baumaßnahmen mit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen abgewogen werden.
Auf dem Gundolph Park sei zukünftig Arbeiten & Einkaufen geplant. Vorgesehen ist eine Verlegung des Hagebaumarktes von der Fluthamelstraße, um hier die Südumgehung zu ermöglichen.
- Kita Aubuschweg
Hier erläuterte Frau Harms, dass Platz für insgesamt 80 Kinder in vier Gruppen geschaffen werden konnte. Hier sein man froh, das Projekt vor der erheblichen Baukostensteigerung realisiert zu haben. Es habe 3 Mio. Euro gekostet.
- Öffentlicher Grünzug Bailey Park
Dazu erläuterte Herr Aden das Ziel, Hameln grüner werden zu lassen. Dazu sind drei Bauabschnitte vorgesehen und als Sofortmaßnahme wurde der Spielplatz Hohes Feld verbessert.
Die Gesamtkosten der Maßnahmen belaufen sich auf 1,195 Mio. Euro. Der erste Bauabschnitt soll dieses Jahr fertiggestellt werden. In 2024 soll dann alles fertig werden. Geschaffen würden neue Freizeitangebote, neue Spaziermöglichkeiten und neue Wegeverknüpfungen, für jeden Geschmack etwas. Mit dem neuen „Pumptrack“ habe man ein sogar überregional genutztes Freizeitangebot im Frühjahr 2021 fertiggestellt.
- Bailey Park – Ein Wohnprojekt der Superlative
Herr Aden, der zugleich im Aufsichtsrat der HWG ist, gab hier Hintergrundinfos zum größten Bauprojekt der Gesellschaft mit 158 Wohneinheiten für 300 Menschen. Investiert wurden 45 Mio. Euro.
Von einem Anwohner wurde hier die fehlende Beschattung der Fenster thematisiert, welche zu einer hohen Wärmebelastung der Wohnung führen würde. Auch auf dem Spielplatz wäre der fehlende Schatten ein Problem. Hier bräuchte es Zeit, bis die gepflanzten Bäume ihre Wirkung entfalten.
- Neuer Spielplatz im Hohen Feld
Herr Aden stellte die Veränderungen/Verbesserungen vor und freute sich sichtlich, dass durch eine Spende als besondere Attraktivität ein Kletterturm ermöglicht werden konnte.
- Fragen und Diskussionsrunde
Hier hatten nach gut 2 Stunden Austausch die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit andere Themen anzusprechen. Ordnung und Vermüllung und eine fehlende Auslaufwiese für Hunde waren genauso Thema, wie die Radwegeführung an problematischen Punkten. Unkraut und das Mähen der Wiesen auf dem Upnor-Gelände wurden angesprochen. Hier erläuterte Herr Griese die Schwierigkeiten mit fehlendes Personal auf dem Bauhof. Es können derzeit nur hoch priorisierte Aufgaben erledigt werde. Von mir wurde die Bitte geäußert, die Vorgaben für die Grüngestaltung in den Gewerbegebieten (Bertholtsweg und ehem. Gärtnerei Rosenbusch) zu überprüfen.
Die Veranstaltung schloss nach 140 Minuten.
Persönliches Fazit:
Die Resonanz war toll, die Rückmeldungen und Kritik der Bürgerinnen und Bürger sachlich und konstruktiv.
Die „Bilanz“ der Verwaltung eindrucksvoll und vielfältig. Ihre Verantwortlichen haben sich sehr gut präsentiert.
Oberbürgermeister Griese ist es durch die persönliche Beschränkung auf Grußwort und Schlussmoderation gelungen, die Arbeit der Verwaltung als Teamarbeit darzustellen. Er selber trat zurück, indem er Frau Harms und Herrn Aden viel Raum gab.
Skeptisch bin ich weiterhin was die Umsetzung von Naturschutzerfordernissen angeht. Das Ravelin Camp war mehrfach Thema als besonders schützenswertes Areal. Wenn man sich zudem die kompromisslos einseitige Pflaster- und Schottertätigkeiten auf dem Gewerbegebiet Aral-Tankstelle Fischbecker Straße oder am Bertholtsweg (Aldi/DM) ansieht, dann gibt es m.E. weiteren Regelungsbedarf. Auf Einsicht bei den großen Konzernen und Ketten in die Notwendigkeit von Begrünungen zu bauen, ist eine Illusion. Dafür gibt es leider vielfältige Beispiele im Stadtgebiet.
Ein Wort noch an die ewigen Fundamentalkritiker, alles Besserwisser, AfD-Trolle und pauschale Idiotenerklärer bei Facebook und Co.: Die Menschen in der Verwaltung sind beileibe keine faulen Nichtskönner. Das aktuelle Bürgerforum Nordstadt hat eins gezeigt: Es werden in der Stadt Hameln Mammutprojekte realisiert und bei berechtigter Kritik im Detail wurde insgesamt herausragendes geleistet. Dafür gebührt den Verantwortlichen an Verwaltungsspitze und in der Ratspolitik und insbesondere den die Arbeit umsetzenden Menschen vor Ort eine gehörige Portion Dank und Anerkennung.
Weitere Termine:
Das Nordstadtfest mit der öffentlichen Einweihung des Ada-Lessing-Park ist am 2. September geplant.
Das Bürgerforum Südstadt soll am 4. Dezember erfolgen.
Bildervideo mit den Präsentationsfolien der Verwaltung:
Link zum radio aktiv Bericht von Joachim Stracke:
Link zum DEWEZET-Bericht von Frank Henke:
Herral, 16.08.2023