Hameln, 08.05.2025: Etwa 150 Menschen waren der Einladung des Ev.-luth. Kirchenkreises Hameln-Pyrmont zu einer Gedenkveranstaltung mit Landtagspräsident a.D. Jürgen Gansäuer gefolgt.
Das Mittelschiff des Hamelner Münsters war vollständig gefüllt. Die Besucherinnen und Besucher waren in der Mehrzahl teils deutlich über 60 Jahre, darunter Politikerinnen und Politiker der Ratsfraktionen.
Superintendent Dr. Stephan Vasel begrüßte. Der 80. Jahrestag des Kriegsendes sei ein Tag, an dem die Kirche nicht vorbei gehen könne. In dramatischer Weise seien Probleme aufgetaucht, die als bereits überwunden gedacht waren. Krieg mitten in Europa, Inflation, Stabilitätsverlust, disruptive Entwicklungen in den USA, deren Folgen noch nicht abzuschätzen sind.
Die Frage lautet, wie lässt sich das Erreichte bewahren?
Es folgte ein „Lied für den Feind“ von G. Schöne, vorgetragen am Klavier von Kirchenkreiskantor Stefan Vanselow.
Stadträtin Martina Harms sprach das Grußwort für die Stadt Hameln. Der Sieg der Alliierten befreite die Opfer. Für Hameln war es je nach Sichtweise der Zeit Niederlage und Neubeginn. Die Stadt habe sich spürbar verändert. Die Geschichte der NS-Zeit wurde verschwiegen oder verdrängt. 15.000 Menschen hätten als Zuzug untergebracht werden müssen. Die Briten nutzten das Hamelner Zuchthaus als Hinrichtungsstätte für Kriegsverbrecher. Die Botschaft des britischen Stadtkommandanten damals an die Bürgerinnen und Bürger: Bitte betrügt den Rattenfänger diesmal nicht!
Dieses als Blitzlichter aus dem Grußwort. Die Überwindung all der Schwierigkeiten war nicht selbstverständlich. Frau Harms freute sich sehr, dass heute auf dem Gelände des Schulzentrum Nord ein Friedensbaum gepflanzt wurde.
Es folgte Musik von J.S. Bach: Dona nobis pacem.
Anschließend ging Landtagspräsident a. D. Jürgen Gansäuer ans Mikrophon.
Er rief die Schrecken der Bilder von der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen Belsen vor Augen. Diese Fotos der schlimmsten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte prägten damals das Bild der Deutschen in der Welt. Er erinnerte an den Jubel der Menschen vorher bei den Reichserntedankfesten am Bückeberg. Er erzählte die eigenen Eindrücke als Kind, dessen Vater ihn nie aus dem Kindergarten abholte, da er als 27-jähriger in Russland gefallen war. Ein Schicksal, das er mit etwa 2,5 Millionen anderen Kindern teilte.
Die Befassung mit der Geschichte sei mehr als eine bildungsbürgerliche Pflichtübung. Warum und Weshalb? In den folgenden 30 Minuten schlug Herr Gansäuer einen Bogen durch die deutsche Geschichte und ihre Missdeutung durch den Nationalsozialismus.
Er plädierte für eine sensible, von Demut geprägte Anstrengung für Menschlichkeit. Wissen alleine reiche nicht, Moral sei nicht in die Wiege gelegt, sie müsse in den Familien erlernt und vermittelt werden.
Die jungen Menschen heute seien nicht verantwortlich für das was geschah, sie seien verantwortlich, für das was geschehen wird. Demokratie sei anstrengend aber sie bietet das höchste Maß an Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten.
Im Anschluss an Gesang und Schlusswort lud Superintendent Vasel zu Begegnungen an den Stehtischen mit Knabberei und Getränken ein.
Vertreter der Lokalmedien habe ich nicht bemerkt.
Drei kurze Originaltöne als Fazit:
a) Superintendent Dr. Stephan Vasel
b) Stadträtin Martina Harms
c) Landtagspräsident a.D. Jürgen Gansäuer
Impressionen:
Veranstaltungsankündigung mit Details zum Festredner:
herral, 09.05.2025
Moin Ralf, du hast das sehr gut zusammen gefasst!
VG, Kaschi
Herzlichen Dank für den Bericht mit O-Tönen der Akteure! Konnte leider nicht dabei sein.