Kommentar: Gedenktage – Pressefreiheit und Kriegsende #Tacheles #dewezetkorrektiv

Hameln, 13.05.2025 (Eigener Bericht): Der letzte Tacheles-Newsletter von Hamelns DEWEZET-Chefredakteur beschäftigte sich mit dem Thema Pressefreiheit. Zitat: „Der 3. Mai ist ein wichtiger Gedenktag für die Freiheit. Denn mit dem Internationalen Tag der Pressefreiheit wird seit 1994 jedes Jahr an diesem Tag auf Verletzungen der Pressefreiheit sowie auf die grundlegende Bedeutung freier Berichterstattung für die Existenz von Demokratien aufmerksam gemacht.“

Es stimmt:  Die Pressefreiheit ist ein elementares Grundrecht einer freiheitlichen Demokratie. Es ist richtig zu erinnern, wie wichtig freie und unabhängige Informationen sind. Sie sind der Sauerstoff einer Demokratie auf jeder Ebene, nicht nur für die nächsten Bundestagswahlen. Das gilt übrigens nicht nur bundesweit, sondern auch lokal.

Der Begriff „Freiheit“ ohne Verpflichtung, ohne Eingrenzung und Verantwortung gesehen, ist „Wilder Westen“, ist Willkür, ist das Recht des Stärkeren. So setzen freiheitliche Demokratien der schrankenlose Freiheit Grenzen. Wie weit solche Einschränkungen gehen dürfen, darüber wird aktuell zum Thema Verbot der AfD heftig gestritten.

Neben Verboten und Grenzen steht bei uns aber gleichwertig ein anderes Wort in unmittelbarer Beziehung zum Wort Freiheit – auch zum Wort Pressefreiheit. Das Wort heißt „Eigenverantwortung“ und gebietet ein Handeln ohne gesetzliche Pflicht.

Der Journalismus hat sich z.B. über den Pressekodex selbst Handungsmaxime auferlegt. Auch darüber hinaus gibt es Themen, über die man als Lokalzeitung in einer Demokratie einfach berichten sollte. Vielleicht gerade dann, wenn diese Themen scheinbar für die Mehrheit nicht mehr populär sind.

So zeigt die aktuelle „Gedenkanstoß MEMO-Studie“ zum Status quo der Erinnerungskultur in Deutschland, dass erstmals die Mehrheit der Befragten mit 38,1 % der Forderung nach einem „Schlussstrich“ unter die NS-Zeit zustimmt. AfD Positionen werden scheinbar auch hier mehrheitsfähig.

Sollte es die Schlussfolgerung der Demokraten sein, das Thema zu lassen? Und, sollten sich andere doch nicht von einer Erinnerungskultur abbringen lassen, muss man darüber als Zeitung noch berichten?

Der 8. Mai ist in Deutschland der Gedenktag an die Opfer des zweiten Weltkrieges mit über 60 Millionen Opfern.  Die Hauptverantwortung daran trägt die Mehrheit der damals lebenden Deutschen. Er jährte sich dieses Jahr zum 80. Mal. Kein „Vogelschiss-Tag“ also! Schluss mit diesem Schuld-Kult? Nein!

In Hameln und im Weserbergland gab/gibt es eine ganze Reihe von Veranstaltungen zu diesem besonderen Jahrestag. Die zentrale Erinnerungsveranstaltung im Weserbergland fand am 8. Mai im Münster St. Bonifatius statt. Der ev. Kirchenkreis Hameln-Pyrmont hatte eingeladen. Rund 150 Menschen waren mit dabei, als Superintendent Dr. Stefan Vasel gemeinsam mit dem Landtagspräsidenten a.D. Jürgen Gansäuer, Hamelns Stadträtin Martina Harms und musikalisch eindrucksvoll begleitet von der Hamelner Kantorei an die Folgen der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten erinnerten. 150 Menschen, normale Bürgerinnen und Bürger, einige Verantwortungsträger unserer Gesellschaft.

Waren Verantwortliche unserer Lokalzeitung vor Ort? Ich kann es nicht sagen. In der DEWEZET lesen wir zum Verlauf dieser Veranstaltung nichts. 150 Teilnehmer von etwa 148.000 Einwohnern unseres Landkreises. Eine irrelevante, nicht berichtenswerte „Vogelschiss-Veranstaltung“ also?

Insgesamt ist es schade, dass die Veranstaltungen zum Kriegsende vor 80 Jahren keine in Zahlen massenhaft unterstützten Zeichen für unsere freiheitliche Demokratie waren. Hier muss sich jede/r Einzelne selber hinterfragen. Waren sie deshalb irrelevant?    

Darf man die unterlassene DEWEZET-Berichterstattung über ihren Verlauf kritisieren?

Ja, denn worüber die Zeitung schreibt und worüber nicht, wird beständig und zwar von vielen Menschen kritisch diskutiert. Kommen wir daher zurück zum Anfang: Pressefreiheit bedeutet in einer freiheitlichen Demokratie Verantwortungsübernahme durch Berichterstattung über gesellschaftlich bedeutsame Themen. Auch im Kleinen, vor Ort. Pressefreiheit bedeutet nicht die Freiheit vor Kritik. Kritik ist in einer Demokratie ein Kernelement, um unsere Gesellschaft und vielleicht auch unsere Lokalzeitung besser zu machen.

Mit traurigen Grüßen

Ralf Hermes, 13.05.2025



https://www.kirche-hameln-pyrmont.de/Meldungen/aktuelles/2025/mai-Juni/J-rgen-Gans-uer-sprach-im-M-nster

3 Gedanken zu „Kommentar: Gedenktage – Pressefreiheit und Kriegsende #Tacheles #dewezetkorrektiv“

  1. Was hat das jetzt mit Wildschwein und Eichenbaum zu tun, wie im Link des Botenbriefs 17a suggeriert? Mich ärgert sowas… Ewig funktioniert dieses Spiel nicht.

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