Bezug: DEWEZET Kommentar des stellvertretenden Chefredakteurs der DEWEZET zum Fall Lügde vom 20.03.2019. Online seit dem 19.03.2019 und frei nachlesbar unter: DEWEZET-Online
Herr Thimm, ich stimme Ihnen zu! Der Respekt vor den Missbrauchsopfern in Lügde-Elbrinxen nötigt allen ein großes Maß an Zurückhaltung ab. Das gilt, wie Sie schreiben, für Polizisten und Staatsanwälte, das gilt für Behördenmitarbeiter, und das gilt auch für Journalisten. Und in der Tat, dieser Fall nimmt Dimensionen an, die die allermeisten Menschen nicht im Entferntesten für möglich gehalten hätten.
Jetzt aber zu den Unterschieden unserer Einschätzung:
Die DEWEZET berichtet in einer nie gekannten Dimension über die schlimmen Ereignisse der sexuellen Gewalt gegen die Kinder auf dem Campingplatz . Die Chronisten der Zeitung haben mittlerweile jegliche Distanz und Fairness objektiv Berichtender verloren. In einem quasi Trommelfeuer von Meldungen werden Sachverhalt, Skandalvorwürfe und Missbilligungen gegenüber den Handelnden in Verwaltung und Ämtern wiederholt. Diese Art ist in Ausmaß und Einseitigkeit nicht akzeptabel. Das geht weit über die Rolle von kritischem, aufdeckendem Journalismus hinaus.
Wer sich einen sachlichen und nüchternen Blick auf Fakten und Ereignisse leistet sowie auch andere Quellen hinzuzieht, erkennt, dass sich die Verantwortlichen der DEWEZET in einen vorverurteilenden Tunnelblick hineingesteigert haben.
Sie überschreiten den auch für Journalisten geltenden Rechtsgrundsatz der Verhältnismäßigkeit eindeutig. Wie bei einer Notwehrüberschreitung machen sich die Handelnden der Zeitung damit zu Tätern. Kein Rechtsbruch, aber ein Anstandsbruch und ein Bruch des Vertrauens in die Seriosität der Berichterstattung der DEWEZET.
Mit diesem Agieren gefährden Sie die Diskussionskultur unser Gesellschaft. Zusätzlich riskieren sie auch die Zukunft der Zeitung und die Arbeitsplätze Ihrer Mitarbeiter. Die LeserInnen, Abonnenten und Inserenten der Zeitung müssten sich eigentlich mit Grausen abwenden. Das geht aber nicht, denn wir brauchen eine (gute) Lokalzeitung für unser Weserbergland.
Es wird, um die Worte am Ende Ihres Kommentars aufzunehmen, Zeit, dass jemand bei der Zeitung die Notbremse zieht und sich und dem Redaktionsteam eine kritische Selbstreflexion verordnet.
Ralf Hermes, persönliche Meinung ohne Bezug zum Beruf oder Ehrenamt.
Siehe zum Thema auch:
3 Gedanken zu „Sie haben Recht Herr THIMM! Ein Kommentarkommentar und eine Aufforderung, Konsequenzen zu ziehen.“