03.01.2025: Hier der erste Teil einer kleinen Serie über Hamelns Sportangebote für Jugendliche. Ein Gastbeitrag von Rainer Schams
Sportmöglichkeiten für junge Leute in Hameln
von Rainer Schams
Sport macht Spaß und ist gesund, besonders Kinder und Jugendliche lieben Bewegung, Spiel und Sport.
Oder?
Tatsächlich bewegen sich Kinder und Jugendliche, auch in Hameln, immer weniger; die Folgen für ihre körperliche, geistige und psychische Entwicklung sind noch gar nicht absehbar.
Woran liegt das?
Eine veränderte Kindheit und Lebensumwelt werden genannt, helikopternde Eltern, zu wenig Schulsport, zu allererst aber die zeitfressenden sozialen Medien: laut einer aktuellen Studie[1] verbringen 16- bis 19-Jährige durchschnittlich 4:15 Stunden täglich am Smartphone – und das natürlich meist sitzend.
Aber vielleicht ist dies Erklärungsmuster ja zu einfach, und die Gründe liegen auch am fehlenden Sportangebot, den fehlenden Möglichkeiten?
Dem wollten wir nachgehen und untersuchen, welche Möglichkeiten Kinder und Jugendliche in Hameln überhaupt haben, Sport zu treiben und sich zu bewegen.
Grundsätzlich ist dies ja möglich:
- im öffentlichen Raum
- bei kommerziellen/kostenpflichtigen Sportanbietern[2].
- in Sportvereinen
- in Schulen (Schulsport)
Daher starten wir heute eine kleine Serie, die untersuchen will, wie Hameln in Hinsicht auf “Sportangebote” aufgestellt ist – und ob der Bewegungsmangel bei Jugendlichen eher ein Angebots- oder ein Nachfrageproblem ist.
Wir schauen daher auf die Situation in den Sportvereinen, wir versuchen herauszufinden, wie es um den Schulsport bestellt ist und wir besuchen auch Orte, wo man gegen Geld schwitzen und sich bewegen kann.
Los geht es heute aber mit dem zuerst erwähnten Setting: welche Möglichkeiten bieten sich in und um Hameln, um einfach spontan die Tür aufzumachen und draußen in der Natur, oder an künstlich geschaffenen, aber kostenfreien Orten Sport zu treiben und sich zu bewegen?
Sportangebote in Hameln im öffentlichen Raum
Um es vorweg zu nehmen: die Stadt Hameln hat in den letzten Jahren, trotz knapper Kassen, vergleichsweise hohe Investitionen getätigt, um Jugendlichen Angebote gerade für die attraktiven Trendsportgeräte Skatebord, Scooter und BMX-Rad zu machen.
So entstanden – zusätzlich zu bestehenden Anlagen wie der am Regenbogen – nacheinander
- der “Pumptrack” am Baileypark (*07.04. 2021)
- die “Arena” im Ada-Lessing-Park (*18.05. 2023) u.a. für Street-Ball, Tischtennis,
- Parcours der Skaterpark auf dem Werder (*28.09. 2024)
(Fotos: Skateanlage Regenbogen, Pumptrack Baileypark, Arena Ada-Lessing-Park, Skaterpark Werder)
Alle Anlagen werden gut angenommen – im neuen Skaterpark auf dem Werder ist z.B., obwohl noch gar nicht lange existent, selbst bei schlechtem Wetter immer etwas los. Der Standort ist attraktiv und kann von der Thiewallbrücke aus bestens eingesehen werden.
Dabei soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass für die Installation dieser künstlich geschaffenen Bewegungsräume Flächen versiegelt und betoniert wurden, die zuvor grün waren.
Dies ist natürlich anders beim unreglementierten Bewegen zu Fuß oder per Rad in der freien Natur. Im innerstädtischen Bereich gibt es dazu zwar nur wenige Möglichkeiten – städtische Parks, wie in anderen Städten, gibt es ja kaum – aber in unmittelbarer Nähe liegen z.B. mit Klüt und Schweineberg Waldgebiete, die zum Walken, Joggen und Mountainbiken einladen.
Dabei kann allerdings nur das Mountaibike-Fahren als “junge Trendsportart” bezeichnet werden, und ausgerechnet die Mountainbiker fahren im Wald häufig in einer rechtlichen Grauzone und geraten in Konflikte mit Spaziergängern und Naturschützern.
Bleiben noch öffentlich zugängige Sportanlagen für Mannschaftsspiele – zu denken ist dabei neben Fußballplätzen auch z.B. an Streetball-, Beachvolleyball oder -handballanlagen.
Hier hilft sich die Stadt mit dem Trick, Schulsport-Außenanlagen nachmittags freizugeben – die Wartung dieser Plätze lässt manchmal zwar zu wünschen übrig, aber es eröffnen sich für Jugendliche dennoch viele Spiel- und Sportmöglichkeiten auf Hart-, Rasen- und Sandplätzen.
Dazu kommen noch schul-unabhängige, öffentliche Bolzplätze, so z.B. am Hammelstein, an Schlägers Teich und in der Uferstraße im Klütviertel.
(Fotos: Hartplatz Eugen-Reintjes-Schule und Schiller-Gymnasium, Ballkäfig und Beachvolleyball-Anlage)
Der Bürgergarten verwandelt sich in den Sommermonaten inzwischen in einen gigantischen Fußballplatz, auf dem Jugendliche, vorwiegend mit Migrationshintergrund, dem runden Leder nachjagen.
Aber obgleich Fußball ja immer noch Sportart Nummer 1 ist, sieht man ansonsten nicht mehr viele Kinder und Jugendliche auf den Plätzen; sie verabreden sich dort offenbar kaum noch zum selbst organisierten Kicken, sondern gehen dazu in die Vereine. Einige Bolzplätze wurden jedenfalls schon geschlossen oder teilweise verkleinert, wie in der Uferstraße oder an der Klütschule.
(Fotos: Bolzplatz Uferstraße und Außensportgelände Klütschule)
Dennoch kann kaum davon gesprochen werden, dass es in Hameln an kostenfreien Angeboten zum Sporttreiben mangelt – traditionelle wie trendige Sportarten, Mannschaftssport wie selbstbestimmtes Joggen oder Skaten sind vielerorts problemlos möglich.
Die Kinder und Jugendlichen könnten also, wenn sie denn wollten – ja, wollen sie dann nicht?
Oder ziehen sie das schickere Ambiente kommerzieller Anbieter vor – zahlen tun es ja sowieso meist die Eltern?
Darum wird es in der nächsten Folge der kleinen Serie „Sportmöglichkeiten für junge Leute in Hameln“ gehen.
[1] JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) aus dem Jahr 2023.
[2] Fitnessstudios, Ratz-Fatz, Schwimmbad, Strike, Tennis-/Squash-Hallen
Text und Fotos von Rainer Schams (sam)
Beitrag als PDF:
eingestellt: herral, 03.01.2025
Guter Beitrag!!!