Hameln, 03.09.2025: Günter Bialkowski schreibt zu einem DEWEZET Bericht vom 01.09.2025 von Jan Sternberg.
Lieber Jan Sternberg,
Ihr Kommentar „Vergiftete Debatte“ vom 01.09.25 in der DWZ, so mein Eindruck, kommt aus der Serienproduktion und ist stoffliche Meterware fürs Gehirn. Insgesamt etwas farblos aber durchaus tragbar. Ein paar helle Punkte: korrektes Zahlenmaterial, aber sonst voll im Mainstream. Fakten und Zahlen liegen auf dem Tisch, und die Leserschaft kann sich ein Bild machen.
Wenn ich Sie richtig verstehe, bemängeln Sie hauptsächlich Rhetorik und Stil, Beispiel: „rhetorisch korrekt … politisch brandgefährlich“. Sehe ich nicht so. Ich sehe hier vielmehr klare Kante bei Friedrich Merz und Bärbel Bas. In der Sozialpolitik erwarten die Bürger endlich Reformen, weil unsere Transferleistungen nicht mehr zu stemmen sind. Und die Debatte ist auch deshalb vergiftet, weil die AfD immer neuen Honig aus dieser zwiespältigen Situation zieht. In NRW stehen Wahlen an und die Partei will hier den optimalen Durchbruch erzielen. Da muss endlich eine Lösung getroffen werden, die Mehrheitsmeinung in Deutschland will endlich die Beseitigung von kriminellen Strukturen sehen. Zumal sich der Eindruck in der Bevölkerung verdichtet, dass die eigenen Bedürfnisse in Sachen Gesundheit und Rente vernachlässigt, bzw. immer wieder hinausgeschoben werden, weil hierfür das Geld fehlt und alle Solidar-Kassen leer sind. Ich finde auf diesen Aspekt hätten sie eingehen müssen! Man spürt in Ihrem Kommentar förmlich, dass Sie dies um jeden Preis vermeiden wollen, vielleicht auch deshalb, weil Sie nicht in die rechte Schublade geschoben werden wollen. Und hier stoßen wir auf ein noch tieferes Problem in unserer schrumpfenden Debattenkultur. Alle Umfragen der letzten Zeit zeigen, dass eine Mehrheit von sich behauptet, man könne im eigenen Land nicht mehr alles sagen, selbst wenn man fest zum GG steht. Hier bricht sich ein Gefühl von Unfreiheit bahn, an dessen Entstehung auch Journalisten mitgewirkt haben.
Einmal nehmen Sie in ihrem Kommentar großen Anlauf und fordern „Die Debatte muss anders werden“. Aber schon bei den folgenden Vorschlägen bleiben Sie vage. Es bleibt also noch viel zu tun, lieber Hr. Sternberg, für die Bundesregierung, für Journalisten und auch für uns Bürger. Wir alle haben unsere populistischen Reflexe, nicht nur Politiker. Lassen wir also der schwarz-roten Koalition Raum und Zeit, die grundlegenden Sozial-Reformen anzuschieben. Erst wenn wieder Schaufenster- oder keine Gemeinwohl-Politik dabei heraus kommt, werde ich mich wieder kritisch zu Wort melden. Hierbei setze ich auch auf Kompetenz und Haltung von Leitartiklern und Kommentatoren der DWZ.
Günter Bialkowski
herral, 03.09.2025