Eigener Bericht: „Einen Krieg vorbereiten, um einen Krieg zu verhindern?“

Hameln, 26.09.2025: Verlaufsbericht vom Jahresempfang des Kirchenkreises Hameln-Pyrmont am 25.09.2025:

Das Hamelner Münster war gut gefüllt. Ich schätze mal es waren 120 bis 150 Menschen, die der Einladung des ev. Kirchenkreises gefolgt waren. Darunter MdL Ulrich Watermann, die Bürgermeister der Stadt Hameln Werner Sattler und Hagen Langosch, Hamelns Polizeiinspektionsleiter Matthias Kinzel, DEWEZET Chefredakteur Thomas Thimm und Vertreterinnen und Vertreter anderer Konfessionen und Religionen aus dem Weserbergland.

Thema dieses zum zweiten Mal stattfindenden Empfanges waren die Innenansichten einer Friedensethik und wie man umgeht mit der sich dramatisch verändernden und weiter zuspitzenden sicherheitspoltischen Lage.

In seiner Begrüßung betonte Superintendent Dr. Stephan Vasel die Bedeutung der Vielfalt und das Nebeneinander verschiedener Religionen und Weltanschauungen und kam dann auf den Paradigmenwechsel in der Sicherheitspolitik Deutschlands. Zu Zeiten vor der Wiedervereinigung habe Deutschland mit rund 750.000 aktiven Soldaten beider deutscher Staaten die höchste Militärdichte gehabt. In atemberaubender Geschwindigkeit änderte sich das dann, so dass der Sozialetat den Wehretat in seiner Höhe überholte. Heute zeige sich, dass es einen dauerhaften Zustand von Stabilität in der Sicherheitslage nicht gebe.

Jesus sage in der Bergpredigt sehr klar: „Selig sind, die Frieden stiften“
Der Sinn dieses Empfanges sei es, über Krieg und Frieden miteinander zu reden. Er freue sich daher die Militärdekanin Dr. Alexandra Dierks mit dem Vortrag „Einen Krieg vorbereiten, um einen Krieg zu verhindern? – Innenansichten einer Friedensethik“ gewonnen zu haben.


Es sprach dann Dr. Alexandra Dierks. Sie ist Militärdekanin in Berlin und damit zuständig für Pastorinnen und Pastoren in der Militärseelsorge.

Sie gliederte ihre Rede in sechs Abschnitte. In einem (Rolle der Miltiärseelsorge) erläuterte sie die seelsorgerische Betreuung der Soldatinnen und Soldaten nicht nur in Deutschland und gab Einblicke. Die Militärseelsorge in Deutschland sei sowohl in der Betreuung, aber auch in ihrer ethischen Fortbildung im friedenskundlichen Unterricht vollständig unabhängig von der militärischen Hierarchie. Das Beichtgeheimnis gewährleiste eine Vertraulichkeit und die Militärseelsorge verstehe sich als freie Stimme des Gewissens. Ziel sei es, die Menschlichkeit der Soldatinnen und Soldaten auch in den schwersten Krisen zu bewahren.

Einen breiten Raum nahm die aktuelle Sicherheitslage mit einer Schilderung der Wahrnehmung einer veränderten Realität und der konkreten Vorbereitungen für einen Verteidigungsfall in Europa ein. Hier gab sie eine Einschätzung zum Bedrohungsszenario durch Russland wieder. Es waren spannende, nachdenklich machende und höchst beunruhigende Analysen. Die Hoffnung laute: „Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen“.

Die ev. Kirche überarbeite derzeit ihre Friedensdenkschrift aus dem Jahr 2007. Diese gehe noch von ganz anderen möglichen Konflikt-Szenarien für die Bundeswehr aus. Die Realität heute sprenge die Vorstellungen von damals. Heute wollen auch große Machthaber den Krieg. Putin, Assad und der Sudan mit dem dort absolut entsetzlichen Geschehen zeigen das.

Die ehemalige Vorstellung, man habe eine „freie Wahl“ bei der Teilnahme an einem Kriegseinsatz sei nicht mehr gegeben. Auch die militärische Überlegenheit bestehe nicht mehr. Russland sei hier zumindest ebenbürtig. Die Pflicht des Staates seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen habe eine ganz neue Bedeutung erlangt.

Unter dem Punkt „Logistik und Verluste“ ging Frau Dr. Dierks dann ganz konkret auf die Rolle Deutschlands im Falle eines Nato-Konfliktes mit Russland ein. Deutschland sei kein Frontstaat, aber seine Infrastruktur sei bedeutsam für die Truppenbewegungen, die Flüchtlings- und Verwundetenströme, für den Transport von Gefallenen und Gefangenen. Sie verwies hier auf die Zahl der Getöteten in den vergangenen Konflikten und die spekulativen Zahlen von 300.000 toten und schwerverletzten Russen bzw. 100.000 Ukrainern als mögliche Opfer des aktuellen Krieges.

Die Rede endete mit der Aufforderung, für den Frieden zu beten und die eigene Resilienz und die Resilienz des Landes. Stark, gut gerüstet und entschlossen sich zu verteidigen bestehe eine Chance, nicht kämpfen zu müssen.

Zum Ende ihrer Rede herrschte einen Moment Stille. Dann setzte ein sich deutlich verstärkender Beifall ein.

Die Rede, deren Inhalte hier nur in einigen Auszügen wiedergegeben wurde, bot sehr viel Gesprächsstoff und nach dem abschließenden Dank des Superintendenten und einem gemeinsamen Lied folgte auch ein sehr reger Austausch untereinander.


Hier einige Originaltöne im Anschluss an die Veranstaltung:

Militärdenkanin Dr. Alexandra Dierks:

Superintendent Dr. Stephan Vasel:

Zuhörerstimme Anke Blume:

Zuhörerstimme Gabriele Lösekrug-Möller:


Musik: Marco Knichala und Band


herral, 26.09.2025

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