Hameln, 26.10.2025: In der Samstagsausgabe vom 25.10.2025 steht der vierte groß aufgemachte Artikel des DEWEZET-Chefredakteurs zur Fahrradstraße zwischen Hameln und Hastenbeck. Dazu erreichte mich folgende persönliche Anmerkung des Verfassers der Stellungnahme der Hamelner Radinitiative:
„Der heute in der DeWeZet erschienene Rundumschlag gegen alle Befürworter einer Fahrradstraße zwischen Hastenbeck und Afferde folgt der wohlbekannten Erzählung, und darin finden auch wir unseren Platz. Die Dewezet zitiert aus unserer Presseerklärung: „Die Lobbyisten-Bürgerinitiative (Anm. des Verfassers: was für ein Wort-Ungetüm!)‚ Initiative Rad-Verkehrswende Hameln jetzt‘ begrüßt erwartungsgemäß die Umwidmung zur Fahrradstraße“ … und unterschlägt dabei, dass wir aus Kostengründen die Fahrradstraße für eine akzeptable Lösung halten.
Das Label „Lobbyisten-Bürgerinitiative“ ist an dieser Stelle bezeichnend, denn später heißt es: „Fahrradlobbyisten argumentieren schon lange mit der Annahme, dass wohl viele Autofahrer das Auto stehen lassen würden, wenn es erstmal genügend Radwege gäbe“. So wird Eindruck erweckt, wir hätten uns diese Annahme zu eigen gemacht.
Die ist für sich isoliert betrachtet verkürzt, undifferenziert wenn nicht gar naiv und soll uns vermutlich diskreditieren.
Vielmehr haben wir in der Presseerklärung die unter Fachexperten unumstrittene Tatsache dargelegt, dass attraktive und sichere Radwege Nachfrage und Akzeptanz erzeugen. Es geht also um die Vermeidung von Autofahrten, wo dies sinnvoll und möglich ist und eben auch darum, den Schwächeren und Benachteiligten in unserer Gesellschaft — jungen und älteren Menschen, Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Menschen, die sich ein Auto nicht leisten können — ein sicheres Fahren auf dem Rad zu ermöglichen. Schließlich profitierten auch die Anwohnerinnen und Anwohner der Ortsteile Hastenbeck und Afferde von einer Reduzierung der Geschwindigkeit (weniger Lärm, weniger Abgase).
Aber dieser differenzierte Ansatz passt nicht in das autozentriertes Weltbild des Autors dieses oben zitierten Artikels.
Ist dies guter Journalismus, wenn aus einer Pressemitteilung Sinn entstellend zitiert wird? Ich denke nicht. Ich halte dies vielmehr für intellektuell unredlich.
Andreas Hausotter, 25.10.2025
Link zum kostenpflichtigen DEWEZET-Beitrag: https://www.dewezet.de/lokales/hameln-pyrmont/hameln/der-grosse-zoff-um-die-fahrradstrasse-und-die-suche-nach-dem-ausweg-YNACCITX35E3ZJ2RXGJLS5SNZE.html
Stellungnahme der Radinitiative im Wortlaut:
Eigene Fragen und ein Fazit von mir:
- Was ist eigentlich eine „Lobbyisten-Bürgerinititiative“? Ein weißer Schimmel? Warum hält es Herr Thimm für erforderlich, mehrfach das Wort „Lobby“ voranzustellen? Hat es vergleichbare Bewertungen/Einordnungen für die Kritiker der Fahrradstraße auch benutzt? Antwort zur letzten Frage: Nein!
- Warum werden Inhalte der Stellungnahme der Initiative mit persönlichen Ergänzungen „erwartungsgemäß„, „bekannte Argumente„, „argumentieren schon lange“ ergänzt, anstatt unbewertet die Argumente wiederzugeben, wie er das bei den Kritikerberichten gemacht hat?
- Wo finde ich in den Vorberichten des Autors Argumente fdie Argumente die für die Fahrstraße sprechen? Antwort: Von einem „für und wieder“ in der DEWEZT-Berichterstattung kann man überhaupt nicht sprechen. In den vorherigen Berichten kamen ausschließlich die Argumente der Kritiker und zwar mehrfach widerholt zu Papier.
- Warum wurden wesentliche Argumente aus der Stellungnahme der Initiative im Bericht weggelassen?
Auszug: „Im Gegenzug sollte bitte auch berücksichtigt werden, wie viel Sicherheit für Radfahrende (das könnten durchaus auch Kinder, ältere Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen sein) auf der Strecke durch diese Regelung gegeben wird. Von dem gleichmäßigen Geschwindigkeitsniveau ohne geräuschvolles Beschleunigen und Abbremsen profitieren übrigens auch die Anwohner in beiden Ortsdurchfahrten (z. B. In der Cumberlandstraße), da insgesamt von einem ruhigeren Fahrverhalten vor der Haustür ausgegangen werden kann. Neben weniger Lärm ist auch ein geringerer Spritverbrauch und weniger Schadstoffausstoß als Vorteil zu benennen.“
Mein Fazit: Man mag zur Fahrradstraße stehen wie man will. Die Berichterstattung des DEWEZET-Chefredakteurs ist ein Negativbeispiel für einseitigen, framenden Kampagnenjournalismus. Eine Trennung von persönlicher Meinung (Kommentar) und Sachbericht ist im oben angesprochenen Beitrag nicht gegeben. Der Schlusssatz von Herrn Thimm (Zitat „…, weil der eigene Fahrrad-Fokus nicht dazu passen will, dass die Zeitung über die Kritiker und Gegner des Projektes berichtet hat.) zeigt zudem, dass der Autor nicht erkennt, dass die Sachauseinandersetzung um die Fahrradstraße das eine, die Kritik an der Form seiner Berichterstattung etwas anderes ist.
Überraschen sollte dieses freilich niemanden. Der „Negativ-Preisträger des Deutschen Presserates“ ist unverändert kritikresistent und wenn überhaupt, dann in einer unschuldigen Opferrolle.
Ralf Hermes
Weitere Berichte zur Fahrradstraße Hastenbeck beim Boten:
herral, 26.10.2025