Kommentar: „Draufhauen hilft niemandem!“ #Tacheles – Zum Beitrag des DEWEZET Chefredakteurs vom 02.02.2025 

Hameln, 04.02.2025: In seinem neuen Newsletter widmet sich Thomas Thimm der „wilden Polit-Woche: Das Drama um die Migrationspolitik, ein unnötig vorpreschender Friedrich Merz, beleidigte Rote und Grüne sowie feixende Rechtsextreme“… Gedanken dazu: #dewezetkorrektiv:

Kommentar:

Wieder einmal äußerst starke Worte von Hamelns Chefredakteur Thomas Thimm und man könnte geneigt sein, ihm zuzustimmen.

Schlusssatz: Dieses Theater am Freitag im Bundestag war unwürdig. Und hilft niemandem außer der AfD. Wir dürfen nicht vergessen: Die Anti-Demokraten der AfD bedeuten eine Gefahr, sie sind es, die unsere Freiheit in Deutschland einschränken und zerstören wollen. Da braucht es Größe, Anstand und Kompromissbereitschaft aller Demokraten.

Liest man den Bericht aufmerksam, so fällt auf, dass der Redakteur mit starken Worten austeilt und zwar in alle Richtungen. Man könnte auch von einem Wutbürgerkommentar sprechen und hier liegt das Problem. Alle haben seiner Sicht nach Schuld aber der Redakteur bietet als Lösung nur ein: „Reißt Euch verdammt nochmal zusammen“.

So etwas kann man leicht schreiben. Wenn alle etablierten Parteien alles falsch machen, wer macht dann alles richtig? Herr Thimm drückt sich mit seiner Pauschalverurteilung vor einer Positionierung. Starke Worte, die nur die Oberfläche kratzen und nicht weiterbringen.

Ich teile die Meinung von Herrn Thimm, die Bundestagsdebatte war ein Desaster. Für mich aber gibt es eindeutig Verantwortliche: Friedrich Merz, seine CDU und auch die unterstützende FDP. Die Strategen beider Parteien haben sich von der AfD zu einem Aktionismus treiben lassen, der in seiner Methodik deutlich kritikwürdig ist. Nicht umsonst ist der Aufschrei so groß. Hier meine ich nicht den Wahlkampf der anderen Parteien. Sollten nicht eher die Statements der beiden großen Kirchen, die klare Positionierung der Europa-Union (um nur Beispiele für geachtete überparteiliche Instanzen zu nennen) die Akteure von CDU und FDP nachdenklich machen? Es gibt sie übrigens, die ruhigen, sachlich mahnenden Stimmen – auch in der politischen Debatte. Ihnen Aufmerksamkeit zu geben ist Aufgabe von konstruktivem Journalismus.

Meine Sorge: Die Aktion von Herrn Merz hat der AfD Prozentpunkte im Plus gebracht. Alle (!) anderen haben verloren. Die gesellschaftliche Kritik an dem Aktionismus von CDU und FDP polarisiert die politische Mitte. Der Druck der Kritik baut eine Wagenburgmentalität auf, die die konservativ-liberalen Wahlkämpfenden weiter in Richtung AfD rücken und auch sie (und das zeigt die Geschichte der Weimarer Republik) wichtige Stimmen kosten wird. Die Extremisten fressen die Gemäßigten, je näher diese ihnen kommen. Je mehr Öl da mit kräftigen Worten in die Debatte gegossen wird, um so besser für die AfD.

Daher in Richtung DEWEZET: Die klare Distanzierung von der AfD hilft nicht, wenn daneben ein drastischer Verurteilungsjournalismus betrieben wird. Ab und an ist ein klares Tacheles gut und richtig. Ausschließlich aber ohne konstruktive Lösungsangebote ist das ganze zerstörerisch. Gleiches gilt übrigens für die jetzt auch zu Recht Protestierenden. Haltet in der Kritik Maß. Aufeinander einhauen bringt am Ende niemanden weiter. Konstruktive Menschen auf allen Seiten sind jetzt gesucht, die die Gräben überwinden.

Mit traurigen Grüßen

Ralf Hermes, 04.02.2025

P.S: Hinweis auf einen lesenswerten Spiegel-Kommentar (Migration und Sicherheit – Friedrich Merz fällt auf den Psychotrick der AfD herein) von Christian Stöcker: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/migration-friedrich-merz-faellt-auf-den-psychotrick-der-afd-herein-a-f76a4721-bc6f-4a5e-aff8-845eaa45c058?sara_ref=re-so-app-sh


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