Eine private, nicht kommerzielle Seite, die sich mit Lokalnachrichten aus Hameln und Umgebung beschäftigt. Überparteilich, persönlich, konstruktiv – wenn es sein muss kritisch.
Hameln, 05.02.2022: Die jährliche Baumfällliste der Stadt Hameln dient der Transparenz und Erläuterung. Immer dann, wenn stadtbildprägende Bäume, die auf kommunalen Flächen stehen, gefällt werden, kann man der Liste den Grund dafür entnehmen. Auch wird vermerkt ob und wo Ersatzpflanzungen vorgenommen werden. Die Fällliste ist gekoppelt mit einer Nachpflanzliste und so ist für alle nachvollziehbar, wann und wo die Ersatzbäume gepflanzt wurden.
Gut und auch ganz einfach. In der Realität ist das allerdings nicht so, wie das Beispiel 2021 zeigt.
Hameln, 20.04.2021: Mit vollständiger Aufhebung des allgemeine Baumschutzes für Grundstückseigentümer der Stadt Hameln im Jahre 2019 trat im März als Ersatz eine interne Verwaltungsrichtlinie = Baumschutzrichtlinie in Kraft. Anlass nach zwei Jahren Gültigkeit einige Fragen zum Baumschutz an die Stadtverwaltung zu senden.
Fridays for Future, Parents 4 Future – beide aus Hameln und der örtliche BUND rufen zu einer Aufmerksamkeitsaktion zum Zustand der Hamelner Stadtbäume vom 19.-21.06.2020 auf.
Der Rat der Stadt Hameln hat in seiner Sitzung am 20. Juni 2018 mehrheitlich beschlossen, die „Satzung der Stadt Hameln zum Schutz von Bäumen und Hecken (Baumschutzsatzung)“ vom 18. Juni 2016 sowie die „Satzung über den Schutz einzelner Bäume innerhalb des Gebietes der Stadt Hameln (Baumschutzsatzung)“ vom 17.12.1987 aufzuheben. Gleichzeitig wurde die Verwaltung damit beauftragt, auf der Grundlage des Satzungsentwurfs vom 20.02.2018 (Vorlage Nr. 195/2017-1), eine interne Richtlinie zum Schutz von Bäumen auf städtischen Flächen zu erarbeiten, die als zukünftiger Handlungsrahmen für alle Maßnahmen der Stadt Hameln dienen soll.
Folgende Bilder und Lagebeschreibung wurde mir heute zur Veröffentlichung übersandt:
Losung: Hameln ohne Baumschutzsatzung.
Anfangs habe ich die rund 20 Baumscheiben am Reimerdeskamp (Spitzahorn, ca 20 Jahre alt) und die große Baumscheibe, wahrscheinlich Linde, fotografiert. Den Lindenstamm habe ich altersmäßig durchgezählt: rund 100 Jahre (plus/minus 5 Jahre). Die Baumscheibe sieht kerngesund aus, was aber nicht unbedingt Aussagekraft über den gesundheitlichen Zustand des Baumes hat. Das Briefkuvert auf der Baumscheibe soll die Größenverhältnisse verdeutlichen. Linden werden selbst mit hohlem Stamm locker 1000 Jahre alt, sterben aber auch aus anderen Gründen schon früher (Kreiselsyndrom). Alle Hölzer, rund um die Kreuzung, sind abgeräumt.
Keine Baumschutzsatzung, kein Schutz. Fällung einer laut hier vorliegenden Infos äußerlich völlig gesunden, sehr stattlichen Blutbuche im September 2019. Der gefällte Baum soll einen äußerlich sehr gesunden Eindruck gemacht hat. Vielen Dank für die Infos dazu.
Solche Baumfällungen sind in Hameln zulässig, wenn es sich nicht um einen explezit als Naturdenkmal festgelegten Baum handelt. Das aber sind nur sehr wenige.
Habe mir dann am Tag der Deutschen Einheit selber ein Bild gemacht.
An dem Tag, an dem eigentlich alle Menschen einen Baum pflanzen sollten. Nicht nur die Baumfällung in einer Zeit, wo überall sterbende Bäume zu sehen sind, macht mich betroffen. Auch diese Abschottung mit Plastikmauern als Form der „Gartenkultur/Grundstücksgestaltung“ ist ein trauriger Zeittrend. Alles hier ist nach derzeitiger Rechtslage absolut zulässig.
Kommentar:
„Mauern wir uns jetzt in Hameln mit grauen Plastikstreifen ein? Was für ein Geist steckt hinter dieser leider auch in Hameln immer mehr zunehmenden Abschottung. Nicht gesehen werden, aber auch selber nichts mehr sehen. Abmauern! Nachbarschaft? Grünverantwortung? Fehlanzeige. Wie kann man sich öffentlich nur so darstellen. Eigentlich ein schönes Haus. „
Ralf Hermes
Nachtrag: Ich hab den Beitrag noch mal verändert und die konkrete Ortsbeschreibung rausgenommen. Es spielt keine Rolle, um welches Haus, welche Menschen es sich konkret handelt. Es geht um das Grundprinzip und die Frage, wo die Grenze ist zwischen Eigenwohl und persönlicher Freiheit und Gemeinwohl und Gemeinnützigkeit ist. Das mag jeder persönlich sehr unterschiedlich bewerten.
Zu dem Thema Stadtbäume gibt es hier eine ausgesprochen lesenswerten Beitrag:
Derzeit ist mit großer Deutlichkeit das Absterben einer Vielzahl von Stadtbäumen zu beobachten. Die Gründe werden im Einzelfall unterschiedlich sein. Unstrittig ist aber, dass es klare Regeln gibt, was man im Umfeld von Bäumen tunlichst zu unterlassen hat.
Wassersäcke: Hamelns Bäume leiden unter der Trockenheit. Gerade für frisch gepflanzte Bäume ist das Wetter eine Belastung. Die beiden neuen Kastanien vor dem Gebäude der HMT haben Wassersäcke bekommen, die kontinuierlich Feuchtigkeit abgeben. Solche Bewässerungssäcke wurden in anderen Städte auch schon erprobt.
Lesetipp: In den Jahren 2009 bis 2012 schrieb der heutige Basberg-Imker Thomas Hülsen unter der Rubrik „Lanzen Brechen für den Klimaschutz“ spitze, böse, zutreffende Glossen zu Lokalereignissen mit Klimaschutzbezug.
Gestern konnte ich Thomas überreden, seine Schreibfeder noch einmal rauszuholen und eine Glosse (kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer, journalistischer Meinungsbeitrag) zum Baumschnitt am Apenberg zu schreiben. Neben Bildern und Sachinformationen, muss man Themen manchmal auch anders auf den Punkt bringen.
Warum die Dewezet diese reißerische Überschrift wählt, wird sie wohl selber wissen. Bisher hat die Lokalzeitung die Position des Umweltschutzverbandes ignoriert und in ihren Berichten den Menschen, die Bäume gefällt werden wollten, ihre Artikelaufmerksamkeit geschenkt. Der Artikel selber ist dann sachlich und neutral. Siehe: DEWEZET Bezahlartikel Online